#21 - Thomas Kamenar - Sympathische Radiostimme mit Tiefgang
Shownotes
Hörgespräche: Sinnvolles aus dem Leben – Wöchentliche Interviews mit bewegenden Persönlichkeiten. Mehr dazu auf https://hoerenbewegt.at
Gast: Thomas Kamenar Moderation: Carola Gausterer
Inhalt der Sendung: Thomas Kamenar ist Moderator bei Ö3, Werbesprecher, Fernsehunterhalter und in seinem Geburtsland Slowakei sogar Soapstar.
Seine Ohren bezeichnet er als Freunde, mit denen er sich regelmäßig befasst und um die er sich auch schon von Berufs wegen gut kümmern muss. Trotzdem strapaziert er sie manchmal gerne, etwa wenn er laut gute Musik hört oder Zeit mit seinen aufgeweckten Kindern verbringt.
Die dürfen übrigens noch keine Kopfhörer verwenden, dafür wird viel vorgelesen. Viel Persönliches erfährt man also vom Mann mit der sonoren Stimme, der durch seine Lebenserfahrung vieles aus einer ganz speziellen Perspektive sieht. Was es genau damit auf sich hat, erfährt man spannenden Interview.
Über HÖREN BEWEGT: Alles um uns ist Kultur. Sie bedeutet die Gestaltung des Zusammenlebens, Traditionen, Geschichte Politik sowie den künstlerischen Ausdruck einer Gesellschaft. Die Pflege und Entwicklung jeglicher Form von Kultur erfordert zwischenmenschlichen Austausch. Welche entscheidende Rolle ein intaktes Gehör dabei zukommt, zeigt die Initiative HÖREN BEWEGT. Themen und Events zu Leben, Kunst, Bildung und vielem mehr lassen Sie eintauchen in die spannende und wunderbare Welt des Hörens! Mehr zur Initiative HÖREN BEWEGT auf https://hoerenbewegt.at
Über MED-EL:
MED-EL Medical Electronics, führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen, hat es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden. Das österreichische Familienunternehmen wurde von den Branchenpionieren Ingeborg und Erwin Hochmair gegründet, deren richtungsweisende Forschung zur Entwicklung des ersten mikroelektronischen, mehrkanaligen Cochlea-Implantats (CI) führte, das 1977 implantiert wurde und die Basis für das moderne CI von heute bildet. Damit war der Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen gelegt, das 1990 die ersten Mitarbeiter aufnahm. Heute beschäftigt MED-EL weltweit mehr als 2200 Personen aus ca. 75 Nationen in 30 Niederlassungen.
Das Unternehmen bietet die größte Produktpalette an implantierbaren und implantationsfreien Lösungen zur Behandlung aller Arten von Hörverlust; Über 200.000 Menschen in 124 Ländern hören mithilfe eines Produkts von MED-EL.
Mehr zu MED-EL auf https://medel.com
Transkript anzeigen
00:00:00: Ich habe einen leichten Tinnitus. Echt? Ich habe das, ja. Wie äußert sich das,
00:00:03: wenn Stress aufkommt? Wenn Stress aufkommt, ich habe auf diesem Ohr so ein ganz leichtes, sonores
00:00:10: Pfeifen drauf, das habe ich. Das unangenehm werden kann? Das unangenehm werden kann, momentan schafft
00:00:16: es mein Hirn, das recht gut herauszufiltern und mein Gemüt auch, aber es ist ja ein komplexes
00:00:22: Ding, da geht es ja auch nicht nur um das Pfeifen, sondern es geht auch um Muskelverspannungen.
00:00:27: Das kommt dann mit dem Stress, ich bin 2 Meter groß. Also, meine Ohren sind sehr gute Freunde,
00:00:34: aber ich muss mich wirklich oft mit ihnen befassen und mich um sie kümmern.
00:00:53: Herzlich Willkommen zu unseren Hörgesprächen, ich bin Carola Gausterer. Ich freue mich sehr,
00:01:01: dass Sie wieder mit dabei sind. Auch in dieser Staffel werde ich mit interessanten Gästen aus
00:01:06: den verschiedensten Bereichen des Lebens sprechen, über Sinnvolles aus dem Leben.
00:01:11: Da geht es natürlich in erster Linie um das Hören. Ganz, ganz wichtig. Unser heutiger
00:01:16: Gast hat eine sehr bekannte, eine sehr sympathische, und man kann schon sagen,
00:01:22: eine sehr sonore Stimme. Eine Stimme mit Tiefgang. Er ist zum einen Radiomoderator, deswegen
00:01:28: werden Sie ihn auch kennen von Ö3, Werbesprecher ein Soap-Star und Fernsehunterhalter. Also,
00:01:33: wirklich ein Entertainer, wie man sich ihn vorstellt. Ich freue mich sehr, dass du da bist,
00:01:37: Thomas Kamenar. Freut mich auch, vielen Dank für die Einladung, Dankeschön. Jetzt bist du
00:01:40: Ö3-Moderator, du bist viel im Radiostudio, du bist im Tonstudio als Werbesprecher, du bist im
00:01:45: Fernsehstudio - ohne Hören geht eigentlich gar nichts, oder? Du, Hören ist mein bester Freund,
00:01:50: neben der Stimme. Ich habe viele gute Freunde. Ja. Aber Hören ist natürlich in meinem Job essentiell,
00:01:58: wobei ich mich zu sagen traue, dass es im Leben etwas Essentielles ist. Es gibt aber trotzdem
00:02:04: manche Menschen, die darauf verzichten müssen oder die damit zu kämpfen haben und das ist hart,
00:02:08: aber es gibt Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken. So ist es. Zum Beispiel Cochlea-Implantate und
00:02:12: Hörsysteme, die einem helfen. Was bedeutet Hören für dich? Wenn du jetzt von heute auf
00:02:17: morgen nicht mehr hören würdest, könntest du den Job dann überhaupt noch ausführen?
00:02:21: So wie du ihn jetzt ausführst? Also, ich bin ein großer Kochfan und es gibt einen Koch,
00:02:27: der hat von einem Tag auf den anderen seinen Geschmackssinn verloren und hat aber in diesem
00:02:33: Jahr, in dem er keinen Geschmackssinn gehabt hat, dort die zweite Haube für sein Restaurant
00:02:38: bekommen. Echt? Weil er nämlich so ein gutes Team gehabt hat, er hat sich das auch alles sehr
00:02:43: gut vorstellen können und die Geschmäcker sehr gut vorstellen können. Bei meinem Job ist das,
00:02:49: glaube ich, schon ein bisschen anders, obwohl ich von mir selbst glaube, dass ich eine ziemlich
00:02:55: resiliente Persönlichkeit bin, zumindest rede ich mir das ein. Ich glaube, dass ich mit dieser Krise
00:03:02: nur schwer umgehen könnte, aber irgendwie würde es trotzdem weitergehen müssen. So vielen Menschen
00:03:08: ist das ja passiert. Die sind ja genau in so einer Krise und schaffen es dann doch trotzdem irgendwie
00:03:15: und dank der Technologien, die ja heutzutage möglich sind, muss das ja nicht etwas sein,
00:03:19: was dann auf Dauer ist. Du bist im Radiostudio, hast viel Kopfhörer auf, hörst du laut ab?
00:03:26: Nein. Oder bist du einer, der wirklich ganz leise dreht? Also, es gibt Kollegen von mir,
00:03:31: der Eberhard Forcher, wenn ich nach ihm Sendung gehabt habe, da habe ich immer den Kopfhörer von
00:03:38: ganz laut auf ganz leise gestellt. Nur der macht den Job auch schon ein paar Jahre länger als ich.
00:03:42: Aber ich glaube schon, dass das so ein Problem von Radiomoderatoren prinzipiell ist, wenn man
00:03:49: jung ist und neu anfängt, hört man prinzipiell lauter ab. Je älter und weiser man wird,
00:03:56: desto leiser werden auch die Kopfhörer. Aber, und das muss ich auch zugeben, ich habe schon ein
00:04:01: bisschen einen Schaden nach 20 Jahren Radio. Ich habe einen leichten Tinnitus. Echt? Ich habe das,
00:04:07: ja. Wie äußert sich das, wenn Stress aufkommt? Wenn Stress aufkommt, ich habe auf diesem Ohr so
00:04:12: ein ganz leichtes, sonores Pfeifen drauf, das habe ich. Das unangenehm werden kann? Das unangenehm
00:04:19: werden kann, momentan schafft es mein Hirn, das recht gut herauszufiltern und mein Gemüt auch,
00:04:23: aber es ist ja ein komplexes Ding. Da geht es ja auch nicht nur um das Pfeifen, sondern es
00:04:29: geht auch um Muskelverspannungen. Das kommt dann mit dem Stress, ich bin 2 Meter groß. Also, meine
00:04:36: Ohren sind sehr gute Freunde, aber ich muss mich wirklich oft mit ihnen befassen und mich um sie
00:04:42: kümmern. Das heißt, du gehst regelmäßig zum Arzt? Gerade, wenn man Radiomoderator ist. Regelmäßig
00:04:48: nicht, aber... Lässt du es dir anschauen? Ich war schon ein paar Mal beim Arzt und habe mir
00:04:51: das anschauen lassen und versucht das dann auch über die Muskulatur, mit Osteopathie in den Griff
00:04:57: zu bekommen. Also, ich arbeite daran, das auf alle Fälle. Also, man kann es nicht links liegen
00:05:01: lassen, oder? Nein, überhaupt nicht. Einfach nur den Nutzen daraus ziehen. So ist es, es kann
00:05:05: nämlich ganz schnell dann passieren, dass das auf das Gemüt schlägt und auch prinzipiell, dass du
00:05:11: plötzlich... ein Freund von mir hatte zum Beispiel einen Hörsturz. Ich stelle mir das ganz schlimm
00:05:15: vor. Ich habe das zum Glück noch nie gehabt, aber ich möchte das auch nicht. Nein, nein, ich glaube,
00:05:24: das will niemand. Die Pflege für die Ohren ist ja auch ganz ein wichtiges Thema. Was machst du
00:05:29: da? Die Pflege für die Ohren... Dass du vielleicht nach der Sendung keine Musik laut hörst, dass du,
00:05:36: weiß ich nicht... Ich erwische mich oft dabei, wie ich zu laut Musik höre. Privat jetzt? Privat,
00:05:45: ganz genau. Mit Kopfhörern nämlich. Kopfhörer sind eigentlich eine sehr sensible Geschichte.
00:05:50: Mein Bruder macht mich immer darauf aufmerksam, Tommy, hör nicht so laut. Echt? Aber wenn der Song
00:05:56: einfach so gut ist, dann tue ich mir manchmal einfach schwer. Mittlerweile ist es auch so,
00:06:01: dass mein Gehör aufgrund dessen, dass ich auch zwei Kinder habe, auch mehr strapaziert wird.
00:06:07: Gestern zum Beispiel haben sie sich auf ihre neuen Schuhe Münzen geklebt, damit sie steppen können,
00:06:13: die Kids. 5 und 6 Jahre alt. Parkettboden? Am Parkettboden. Und das hat mich richtig aus der
00:06:20: Fassung gebracht. Ich habe gesagt: Kinder, das halte ich nicht aus, das könnt ihr nicht machen.
00:06:23: Jakob und Emilia? Jakob und Emilia. 5 und 7, nein entschuldige, 6 und 7. Das geht dann so schnell. 6
00:06:29: und 7 ja, die können schon Gas geben. Ja, die können Gas geben, bist du wahnsinnig,
00:06:34: das ist eine ziemliche Challenge, wie im Leben eines jeden, der Kinder hat. Lest ihr den Kindern
00:06:41: vor? Ist euch das wichtig? Ja. Dürfen sie Toniebox hören? Erzähl mal. Sie lieben ihre Toniebox, das
00:06:47: auf alle Fälle. Wir haben zum Beispiel auch ein paar Figuren, die meine Großmutter gesprochen hat,
00:06:51: also eine Geschichte auf Slowakisch, wir sind ja gebürtige Slowaken, Petra,
00:06:55: meine Frau und ich. Und wir versuchen den Kindern Slowakisch natürlich auch beizubringen, von der
00:06:59: Kultur bekommen sie viel mit, von der Sprache aufgrund dessen, dass sie hier in die Schule und
00:07:04: in den Kindergarten gehen, etwas weniger, aber wir bemühen uns. Immer wenn uns jemand fragt,
00:07:09: ja, wir bemühen uns, dass wir sie zweisprachig aufziehen. Wie redet ihr zu Hause miteinander?
00:07:13: Ehrlich gesagt, etwas mehr Deutsch als Slowakisch, wenn es emotional
00:07:17: wird, dann Slowakisch. Ist Streiten besser auf Slowakisch? Ja, ich traue es mir fast nicht zu
00:07:23: sagen, aber Fluchen ist schöner auf Slowakisch. Echt? Aber das dann nicht vor den Kindern
00:07:26: natürlich, aber es ist irgendwie... Ich habe lange Zeit nach einem Begriff gesucht, der das irgendwie
00:07:33: besser umschreibt und ich habe ihn gefunden: es ist saftiger. Ok, ja. Also, insofern machen wir
00:07:41: das ganz gern. Die Großeltern reden natürlich Slowakisch mit ihnen, die Großeltern reden
00:07:45: Slowakisch mit uns, insofern versuchen wir sie wirklich zweisprachig zu erziehen. Wir lesen viel
00:07:53: vor, die Toniebox lieben sie. Dürfen sie Kopfhörer tragen? Nein, sie tragen keine. Ich glaube auch,
00:07:59: dass das keine gute Idee ist, weil man das dann einfach nicht unter Kontrolle hat. Und zu Hause
00:08:08: hören wir viel Musik und wir tanzen auch viel. Gemeinsam? Ja. Also, nicht nur Stepptanz? Nicht
00:08:13: nur Stepptanz, es wird bei uns der "Greatest Showman" aufgelegt und dann wird getanzt und
00:08:18: gesungen. Cool. Also das zelebrieren wir richtig, das ist nämlich etwas Wunderschönes. Du hast es
00:08:24: angesprochen, du bist in der ehemaligen CSSR aufgewachsen, die ersten drei Jahre hast du dort
00:08:28: verbracht und dann seid ihr geflüchtet nach Österreich. Genau. Wie ist das, wenn man jetzt in
00:08:33: ein Land kommt und gar kein Wort versteht? Welche Bedeutung hat Sprache in diesem Zusammenhang für
00:08:39: dich? Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung, wie das ist, weil es schon so lange her ist,
00:08:44: aber was ich natürlich schon gemerkt habe ist, dass mein Weg, der meines Bruders und
00:08:49: der meiner Eltern auch ein sehr besonderer war. Seid ihr zu viert geflüchtet? Wir sind zu viert
00:08:52: geflüchtet. In der damaligen Tschechoslowakei haben wir niemandem davon erzählen dürfen.
00:09:00: Das stelle ich mir echt spannend vor. Also, wenn ich mir vorstelle, dass mein Vater mit Anfang 30
00:09:06: das damals mit uns durchgezogen hat und ich mir vorstelle, als ich Anfang 30 war, diesen Schritt
00:09:11: zu wagen, das... Respekt. Wirklich größter Respekt vor meinen Eltern. Ich habe gemerkt,
00:09:17: dass wir es etwas schwerer haben als alle anderen. Auf der anderen Seite ist man ja so
00:09:22: anpassungsfähig als Kind, da haben es meine Eltern ja viel schwerer gehabt als wir. Ich
00:09:29: bin damit eigentlich ganz gut klargekommen, mein Bruder hat es etwas schwerer gehabt,
00:09:34: der war auch etwas älter als ich, 4 Jahre älter. Der war schon 7, aber für mich als 3-Jährigen,
00:09:38: ich bin da ganz gut durchgekommen, ehrlich gesagt. Natürlich habe ich auch auf dem Weg Erfahrungen
00:09:45: gemacht, die nicht so schön waren, es gibt immer wieder Deppen, die einfach glauben, dass sie sich
00:09:51: Sachen leisten können, die eigentlich nicht in Ordnung sind. Aber denen begegnest du auch,
00:09:56: wenn du hier geboren bist. Die gibt es immer und überall. Die gibt es immer. Ihr seid nach Wien
00:10:00: oder nach Innsbruck gekommen? Was war der erste Weg? Zuerst Traiskirchen, dann Baden bei Wien,
00:10:06: dann ist mein Vater Volleyballtrainer geworden, sehr erfolgreich auch in Österreich und ist dann
00:10:11: zuerst nach Vorarlberg gegangen zum Trainieren, dann war er kurze Zeit in Deutschland. Und dann
00:10:16: war Innsbruck unsere nächste Basis und dort habe ich auch meine Kindheit und Jugend verbracht. Im
00:10:22: Jahr 2003, da war ich dann 23, bin ich nach Wien gezogen. Ich stelle es mir schwer vor, also das
00:10:29: Tirolerische ist ja auch etwas ganz Besonderes, diese Sprache klingt schön, aber es zu verstehen,
00:10:34: noch dazu, wenn man aus dem Ausland kommt, stelle ich mir noch schwerer vor. Also, bei mir war es
00:10:37: so, ich habe vor allem... Kannst du das überhaupt? Wenn du mich jetzt so fragst, dann geht das schon
00:10:46: natürlich, aber es ist bei mir, es ist ganz witzig zum Beispiel, ich habe einmal einen Werbespot
00:10:49: gesprochen für ein Tiroler Farbenunternehmen, die haben Lacke hergestellt und ich habe dort einen
00:10:54: Tiroler gespielt. Der Wiener Produzent hat gesagt: du, du bist doch Tiroler, sag einmal
00:10:59: etwas auf Tirolerisch und ich habe eben etwas auf Tirolerisch gesagt. Dann haben sie gemeint: super,
00:11:02: wir nehmen da einen Spot auf, du musst einen Tiroler sprechen. Ich habe das dann aufgenommen,
00:11:06: es ist dann in einem Radio gespielt worden, so regional, in dem einer meiner besten Freunde
00:11:13: moderiert und der hat mich dann angerufen und gesagt: Tom, was war denn das bitte
00:11:17: für ein Möchte-gern-Tiroler, das kannst du doch nicht bringen. Du, der Produzent hat gesagt,
00:11:22: das ist cool, ich habe das durchgezogen, dass das jetzt nicht so Tirolerisch klingt,
00:11:26: ist klar, aber tut mir leid, das Honorar habe ich trotzdem bekommen. Ein Job war das, aus. Es
00:11:34: war dann später, als ich dann wirklich ins Sprecher-Business eingestiegen bin,
00:11:39: für mich natürlich schon schwierig. Ich habe dann Sprechunterricht nehmen müssen,
00:11:42: um da wieder herauszukommen. Aber dadurch, dass ich auch nicht in Tirol geboren bin und ich
00:11:47: zuerst in Baden, also in Ostösterreich diese Farbe mitbekommen habe, war ich auch nie wirklich der,
00:11:53: der Tirolerisch geredet hat zu Hause, aber zum Beispiel: "durch die Mitte", das war schon schwer,
00:11:58: da ein "durch" daraus zu machen. Das war eine Challenge, aber der Weg hat mir sehr viel
00:12:03: Spaß gemacht, also, ich bin sehr wissbegierig und lernbegierig. Die sprachliche Umstellung
00:12:07: war eigentlich kein Problem für dich, oder? Von Slowakisch auf Deutsch? Oder von Tirolerisch auf
00:12:11: Wienerisch? Beides eigentlich, beides. Alles eine Herausforderung wahrscheinlich. Nein,
00:12:16: es war für mich, wie gesagt, dadurch, dass ich so klein war, war das für mich eigentlich überhaupt
00:12:19: kein Problem. Ich habe ganz wenig Erinnerungen natürlich, an die Probleme, die ich damals gehabt
00:12:24: habe, weil ich prinzipiell jemand bin, aber ich glaube, das geht vielen Menschen so, dass sie
00:12:28: das Negative eher vergessen. Ich will jetzt nicht sagen verdrängen, aber ich habe immer versucht,
00:12:33: mir die schönen Seiten des Lebens zu merken und aus den schlechten zu lernen und sie dann ganz
00:12:38: schnell zu vergessen. Ich glaube nicht, dass das ein großes Problem für mich war. Für den
00:12:42: Bruder vielleicht doch ein bisschen. Für den Max war das schon anders, weil der natürlich eben
00:12:46: erstens älter war und zweitens einfach schon so in der Sprache als Kind, in der slowakischen Sprache
00:12:52: drinnen war. Gefestigt. Gefestigt war, ganz genau, dass das für ihn wahrscheinlich schon eine größere
00:12:58: Challenge war. Er hat zum Beispiel das rollende R noch nicht wegbekommen, das hat er nach wie vor.
00:13:03: Meine Frau übrigens auch, ganz witzig, die spricht auch noch mit einem rollenden R. Die Burgenländer
00:13:09: auch. Das stimmt. Das ist international. Aus dieser ganzen Lebenserfahrung stelle ich mir vor,
00:13:16: ist es sehr, sehr schwierig, wenn du die Bilder jetzt im Fernsehen siehst. Ist das vielleicht
00:13:19: auch ein bisschen ein Flashback, dass du sagst, wie man mit diesen Flüchtlingen umgeht, wie man
00:13:25: mit euch umgegangen ist, wahrscheinlich jetzt nicht vergleichbar, denn es sind ja doch einige
00:13:28: Jahrzehnte dazwischen, aber wie geht es dir damit, kommt das immer wieder hoch? Also, ich glaube, was
00:13:36: meinem Bruder und mir diese Flucht auf alle Fälle gebracht hat,... und meiner Frau, weil die ist ja
00:13:44: auch geflohen, sie hat witzigerweise dieselbe Geschichte. Sie kam wie ich auch mit 3 Jahren
00:13:46: nach Österreich. Sie haben einen kurzen Abstecher nach Kanada gemacht, weil viele Tschechoslowaken
00:13:50: damals nach Kanada geflohen sind, aber sie hat im Grunde genommen genau dieselben Erfahrungen wie
00:13:54: ich gemacht. Wir beide waren da recht involviert in der Flüchtlingskrise, wir haben uns da
00:14:00: wirklich versucht zu engagieren und wahrscheinlich haben wir ein kleines Stück... Ich glaube,
00:14:11: Empathie spielt da eine ganz große Rolle und vielleicht können wir uns besser, dadurch,
00:14:17: dass wir dieselbe Geschichte haben, in so einen Zustand einfühlen. Und ich glaube, das ist auch
00:14:23: das ganz große Problem, dass die Menschen hinter den Menschen ja gar keine wirklichen Geschichten
00:14:29: sehen, sondern nur Symbole und so ein Symbol wird eben ganz schnell abgestempelt: die Flüchtlinge,
00:14:38: die Ausländer - alles über einen Kamm geschert. Aber hinter jeder einzelnen Geschichte, hinter
00:14:44: jedem Menschen, der im Mittelmeer ertrinkt, steht eine Geschichte, eine Familie, Liebe,... Das ist
00:14:54: ja eigentlich unvorstellbar. Und wenn der Schmerz so groß wird, dann schalten manche Menschen
00:14:58: einfach ab und schalten auf Durchzug und denken in Schwarz und Weiß. Weil wir wahrscheinlich alle
00:15:05: auch mit unseren kleinen Problemen beschäftigt sind, da will man sich nicht mit diesen großen
00:15:09: Problemen beschäftigen. Ja, aber das ist eine schlechte Ausrede eigentlich, das ist einfach
00:15:13: eine schlechte Ausrede und wir leben in einer Gesellschaft, die vom Schwarz-Weiß-Denken einfach
00:15:17: durchdrungen ist und die Welt ist aber so komplex geworden, es gibt kein Schwarz und Weiß. Es gibt
00:15:25: immer eine andere Perspektive und wenn man sich da ein bisschen hineinfühlt, man muss es vielleicht
00:15:30: auch aktiv einfach versuchen, auch wenn es weh tut. Manche Leute wollen sich mit dem einfach
00:15:35: nicht auseinandersetzen, aber es wäre so wichtig. Das heißt, ihr habt euch engagiert, versucht etwas
00:15:41: zurückzugeben, weil es euch jetzt gut geht? Ganz genau. Damals waren ja... In welchem Jahr war das
00:15:47: ungefähr? Sag doch mal. Das war ja 2015. Aber eure Flucht damals... Das war 1982. Wir sind damals mit
00:15:56: offenen Armen empfangen worden in Österreich, wir waren damals die Exoten. Ah wirklich, ihr seid
00:16:01: aus der Slowakei? Kommt, ihr bekommt ein Schnapserl. Also, ich nicht, aber meine
00:16:04: Eltern. Das war damals etwas anderes, weil so wenig damals... Ich meine, in den 70ern hat es
00:16:11: die Gastarbeiter-Wellen gegeben. "Wellen" das ist jetzt vielleicht der falsche Ausdruck, aber sehr
00:16:17: viele Gastarbeiter aus der Türkei sind eben zu uns gekommen. In den 80ern waren es eben sehr viele
00:16:21: Tschechoslowaken, aber das "sehr viel" war damals, war im Grunde genommen, im heutigen Kontext
00:16:30: gesehen eigentlich sehr wenig. Es waren eigentlich sehr wenige Flüchtlinge. Also, wir haben damals,
00:16:36: ich würde jetzt übertreiben, wenn ich sage mit offenen Armen... aber Traiskirchen hat
00:16:42: damals auch anders ausgeschaut als heute. Da waren einfach nicht so viele und das ist heute natürlich
00:16:49: etwas anderes. Überlaufen, ja. Das kann man sich gar nicht vorstellen, diesen eisernen Vorhang,
00:16:56: die Jugend heute, weil Bratislava ist eine 3/4 Stunde entfernt. Da hat es eine Straßenbahn
00:17:00: gegeben, früher. Ja. Also, in den 40er Jahren hat es eine Straßenbahn zwischen Wien und Bratislava
00:17:04: gegeben. Das weiß man ja heute nicht mehr. Und für viele Menschen hat nach wie vor witzigerweise
00:17:09: die Slowakei überhaupt ein... ich würde jetzt nicht sagen, dass es da ein Identitätsproblem
00:17:18: gibt, aber viele Österreicher kennen Bratislava gar nicht, die kennen Prag, die kennen Budapest,
00:17:25: aber die Slowakei ist immer noch so, kommt mir manchmal vor,
00:17:28: so ein unerforschtes Territorium. Könnte sein, ja. Unerforschtes Gebiet und sie ist
00:17:33: wunderschön. Ich liebe die Slowakei. Also, man könnte da mit dem Twin City Liner einen Ausflug
00:17:37: machen. Ja, so ist es, ganz genau. Und man ist am selben Tag am Abend wieder zurück. So ist es. Und
00:17:41: es machen ja auch viele Menschen, ich will jetzt nicht sagen, das kennt keiner, aber ich habe dann
00:17:44: schon die Erfahrung gemacht, wenn es heißt, in den letzten Jahren war es vor allem so: "Woher kommst
00:17:49: du?" - "Slowakei." "Ah, wo ist das nochmal genau?" Vor allem die Tiroler tun sich da schwer.
00:17:53: Mittlerweile verändert sich das natürlich alles, die Welt ist vernetzter geworden, jeder kennt
00:18:00: mittlerweile hoffentlich die Landkarte. Zumindest einen Teil davon. Zumindest den der Europäischen
00:18:01: Union oder Teile davon, wie du sagst, ja. Lass uns noch über deine Radiokarriere sprechen. Hast du
00:18:10: immer gewusst, dass du zum Radio willst? Ich habe keine Ahnung gehabt. Wie war das damals? Wie bist
00:18:14: du dann zum Radio gekommen? Ich war ein unfassbar schlechter Schüler. Echt? Leider, ja. Also, wobei
00:18:19: man "schlecht" immer definieren muss. Ich war zwei Mal Schulsprecher, ich habe mich da immer
00:18:25: sehr engagiert. Ich habe anscheinend die große Bühne gesucht. Ich war immer musikalisch, ich
00:18:32: habe meinen Bruder oft begleitet, er war nämlich Musiker und ich war ein bisschen ein Sänger. Ich
00:18:35: habe Klavier gespielt, ich habe Querflöte versucht, ich habe Saxophon gespielt. Also,
00:18:39: es hat mir immer gefallen, etwas auf der Bühne zu machen und ich bin dann aber nach zwei Mal
00:18:47: Durchfallen in der 7. Klasse ausgestiegen und meine Eltern haben entschieden, dass ich einmal
00:18:53: die Abendschule machen und aus der Schule einfach aussteigen solle. Ich bin ihnen im Nachhinein
00:19:00: wirklich extrem dankbar für diese Entscheidung, weil ich mich extrem geplagt habe. Ich habe da
00:19:05: einfach... ich weiß gar nicht mehr, warum das so war. Wenn mich meine Kinder fragen werden:
00:19:11: Papa, du warst ja selber ein schlechter Schüler, warum war das eigentlich so? Es hat einfach nicht
00:19:17: gepasst, irgendetwas hat dort nicht gepasst. Ein Lehrer von mir hat gesagt, irgendwo ist da ein
00:19:21: Knoten drinnen. Ich bin zwar extrem gerne in die Schule gegangen, aber Mathe lernen zum Beispiel,
00:19:26: da habe ich mir so schwer getan. Ich war aber in der Theatergruppe, ich war im Chor, ich war in
00:19:32: all diesen kreativen Fächern immer sehr, sehr gut. Ich merke schon, ja. Aber im Technischen war ich
00:19:36: immer sehr, sehr schlecht und dann bin ich aus der Schule ausgestiegen. Eine Freundin von mir,
00:19:43: die Sarah, sie ist jetzt Schauspielerin, die war damals Werbesprecherin für die neuen Radios.
00:19:49: 1998 war das. Da sind die Privat-Radios nach Österreich gekommen, weil überall waren sie schon,
00:19:55: nur in Österreich waren sie nicht. Endlich, ja. Und dann war sie dort, hat dann einen Werbespot
00:20:01: für das Schwimmbad Wörgl aufgenommen und der Produzent, den ich gekannt habe, denn der war
00:20:05: früher Barkeeper in einer Bar und plötzlich war er Radioproduzent, der Hans Winkler. Er hat damals
00:20:11: gesagt, das geht sich nicht aus, wir brauchen eine männliche Stimme und dann schaut er sich so im
00:20:14: Tonstudio um und schaut mich an und sagt, kannst du reden, sprechen? Und ich sage
00:20:18: "ähm...ja" Und dann hat er gesagt, probiere das mal. Aufgrund dessen, dass ich eben nicht ganz so
00:20:25: ein Tirolerisch gehabt habe, sondern eher so ein Hochdeutsch, war er so begeistert von diesem Satz,
00:20:30: den ich aufgenommen habe und ich selbst dann plötzlich auch, mit diesem professionellen Mikro,
00:20:34: den Kopfhörern, diesem Raum. Das war mein erster Job. Ich habe damals 800 Schilling
00:20:42: für einen Werbespot bekommen. Das weißt du noch? Klar und das war unfassbar viel Geld für mich,
00:20:48: ja. Und das hat so viel Spaß gemacht. Und dann war ich Werbesprecher für das Radio, plötzlich. Und
00:20:54: dann hat er mir gesagt, sie suchen einen Moderator bei diesem kleinen Radiosender, daraufhin bin ich
00:21:00: hingegangen, habe mich beworben und bin genommen worden. Plötzlich war ich Radiomoderator. Die
00:21:05: Stimme hat schon so geklungen wie jetzt? Nein, ich war natürlich jünger. Bist du schon erschrocken,
00:21:10: als du zum ersten Mal über Lautsprecher deine Stimme gehört hast, oder? Über Kopfhörer? Über
00:21:14: Kopfhörer, das war vor allem... Das war schon komisch, oder? Also, es hat mir aber von Anfang
00:21:19: an... Ich habe mich in dieser Rolle sehr wohl gefühlt, das hat mir getaugt, weil ich schon
00:21:24: immer Cineast war. Ich war schon immer einer, der versucht hat Darth Vader nachzumachen und
00:21:29: habe sehr viel Spaß daran gehabt und war in der Schule auf der Theaterbühne und da habe ich schon
00:21:36: gemerkt, ich rede ein bisschen Hochdeutscher, es klingt ein bisschen mehr nach Schauspieler.
00:21:39: Toll, das hat mir gefallen und durch das Singen natürlich auch. Und da habe ich dann plötzlich
00:21:45: gemerkt, das ist etwas, ich habe das Gefühl, ich könnte das können. War das das erste Mal, dass du
00:21:52: gesehen hast, in der Zukunft so etwas könntest du dir vorstellen? Ja, weil ich ja keine Ahnung
00:21:57: gehabt habe, was ich überhaupt im Leben anfangen soll. Genau das habe ich mir gedacht, ja. Aus der
00:21:59: Schule raus, in allen Fächern schlecht. Damals hat es noch geheißen, wenn du nicht fleißig bist,
00:22:04: dann wirst du Tischler. Wo doch Tischler heute ein wunderschöner Beruf ist. Toll, ja. Das war
00:22:09: damals etwas anderes, die Lehre ist heute etwas anderes, als sie damals war, in der öffentlichen
00:22:13: Wahrnehmung auch. Wir kommen aus einer Familie, du weißt ja, wir sind damals geflohen, unsere
00:22:18: Eltern wollten, dass wir da etwas darstellen, dass wir studieren gehen, aber mich hat das eben
00:22:22: einfach nicht interessiert. Und das war etwas, wo ich mir gedacht habe, Musik, kreative Leute,
00:22:26: Hören, das taugt mir irgendwie. Da habe ich gedacht, das ist eine Chance, die nutze ich
00:22:32: jetzt. Und die Halbwertszeit bei Radioaktivität ist bekanntlich eine sehr lange und so ist es bei
00:22:38: mir auch, nach wie vor bin ich beim Radio und ich mache das alles sehr gerne. Aus dem hat sich
00:22:43: sehr viel Neues entwickelt für mich und ohne dem Schritt damals wäre ich nie dort, wo ich jetzt bin
00:22:49: und vor allem bin ich gespannt, was die Zukunft noch alles bringt. Kam dann der Sprung von diesem
00:22:54: kleinen Sender direkt zu Ö3, oder waren da noch ein paar Stationen dazwischen? Naja, es hat da
00:22:58: noch ein paar andere Stationen gegeben. Ich bin dann nach Kärnten gegangen zu einem kleinen
00:23:02: Sender, von Kärnten dann wieder nach Tirol zu einem etwas größeren Sender. Und dann, dürfen wir
00:23:09: die Namen nennen eigentlich? Sicher. Kein Problem. Zuerst war es Innsbruck 1, das war der erste
00:23:12: Sender, dann war ich bei Radio Villach, dann war ich bei Antenne Tirol und dann bin ich 2003 zu Ö3
00:23:19: gekommen. Also hast du doch auch von Österreich etwas mitbekommen. Ein bisschen was und dann war
00:23:22: ich immer mit Radio Holiday unterwegs und das hast du ja selber einmal gemacht, wie du verraten hast
00:23:26: und da lernt man das Land erst so richtig kennen. Stimmt. Jetzt ist es ungewöhnlich,
00:23:32: du machst Radio, du sprichst Werbespots, du bist aber auch im Fernsehen tätig, hast schon einige
00:23:37: Sachen gemacht, aber du bist auch Soap-Star und zwar in deiner Heimat Das ist interessant,
00:23:42: dass es da nicht so viele gibt, die Fuß gefasst haben in einem anderen Land und aber zu Hause
00:23:47: auch ein Star sind. Das Interessante an dieser Sache ist, dass ich immer davon überzeugt war,
00:23:54: dass ich in der Slowakei nie etwas mit Medien werde machen können, weil ich ja der
00:23:58: Sprache nicht so mächtig bin, wie der deutschen Sprache. Würdest du sagen, dass du schlechter
00:24:03: Slowakisch sprichst? Ja, viel schlechter. Ich vergleiche das manchmal mit dem Rudi Carrell,
00:24:09: sein Deutsch war auch jetzt nicht besonders gut, aber er hat diesen Charme gehabt und mit diesem
00:24:14: Charme... Bitte, Arnold Schwarzenegger. Es gibt Arnold Schwarzenegger, ganz genau und bei mir
00:24:20: ist es auch so. Meine erste Show im slowakischen Fernsehen, eine Quizshow, in der es um slowakische
00:24:24: Wörter gegangen ist und die Kandidaten haben diese Wörter erraten müssen. Ich habe sie
00:24:28: umschrieben und je länger sie gebraucht haben, um dieses Wort zu erraten, das haben sie dann
00:24:32: mit Buchstaben quasi gemacht, desto weniger Geld haben sie für dieses Wort bekommen. Und
00:24:37: wenn einer sofort erraten hat, was es ist... Und das Witzige war, ich habe manchmal selber
00:24:40: nicht gewusst, was das Wort eigentlich heißt und habe das dann immer so umschrieben und
00:24:44: habe mich immer mit meinem Küchen-Slowakisch durchgeschlagen, so nenne ich das, weil ich
00:24:48: ja nie Unterricht in der slowakischen Sprache hatte, also Geschichtsunterricht, Mathematik,
00:24:52: lauter solche Sachen, das habe ich nicht gewusst, deswegen ist die Sprache, die ich spreche eine,
00:24:56: ich sage eben eine Küchensprache: "Mama, kann ich einen Apfel haben?" aber nicht:
00:25:01: "Mama, in welchem Bezug steht der Apfel eigentlich zur...?" Das könnte ich gar nicht, das heißt, ich
00:25:07: umschreibe immer alles sehr kindlich und so klingt meine Sprache jetzt auch noch, meine slowakische.
00:25:12: Und das hat den Slowaken extrem getaugt, das lieben sie... Weil es einfach verständlich war,
00:25:17: oder? Ja, wahrscheinlich zum Teil auch das, aber auch dieser Kontrast: dieser erwachsene Mann,
00:25:24: der Slowake ist, aber dann doch diesen lustigen Akzent hat. Es hat dann auch so Shows gegeben,
00:25:30: wo sie mich dann verarscht haben indem sie mich gespielt haben. Echt? Es war so lustig,
00:25:36: wirklich. Es sind dort einige lustige Sachen passiert, im Zuge dieser Show. Und sie haben mir
00:25:41: manchmal ins Horcherl gesagt, was das Wort denn eigentlich bedeutet. Manchmal wollte ich es vor
00:25:44: der Show wissen und die Regie hat gesagt: nein, nein, ratest du auch mit, das ist lustiger! Da
00:25:49: war es dann besser wahrscheinlich. Ja und so war das dann. Und in der Schauspielerei ist es so,
00:25:54: dass ich dann die Drehbücher doch natürlich recht genau lernen muss und ich ja im Laufe der letzten
00:26:00: Jahre schon auch sehr viel gelernt habe, sehr viel Slowakisch gelernt habe. Dadurch, dass ich dort
00:26:04: immer wieder tätig war und in den verschiedensten Genres auch gearbeitet habe. Trotzdem ist es
00:26:10: aber so, dass ich jetzt noch manchmal bei der Besprechung gesessen bin, immer wenn eine Szene
00:26:16: gedreht wird, setzt sich der ganze Cast zusammen mit dem Regisseur und dann bespricht man die Szene
00:26:19: und ich frage dann manchmal, so nachdem wir alles abgedreht haben und alle begeistert sind, und
00:26:23: was sage ich da eigentlich? Echt? Und die haben dann gar nicht gewusst, wie sie darauf reagieren
00:26:30: sollen, meistens mit Humor, aber ich habe das irgendwie immer ganz geschickt überspielt. Also,
00:26:34: das habe ich auch gelernt, dass ich einfach etwas geschickt überspiele. Ja. Und ich mir denke,
00:26:39: was mache ich eigentlich hier. Und die Leute denken aber: wow, das ist eloquent,
00:26:45: wie er das macht. Verstehe. Du bist auch ein Popstar, oder? Ist das noch aktuell? Ja, ich
00:26:49: spiele dort in einer Fernsehserie mit, die läuft jetzt noch. Da spiele ich einen Österreicher,
00:26:52: Evald Schnitzel heiße ich. Schnitzel? Schnitzel. Wie kreativ! Evald mit V, das Drehbuch haben
00:26:59: Slowaken geschrieben, dort gibt es das V, das ist dort das W. Ja. Es ist so eine Comedy-Drama-Serie.
00:27:06: Wir haben insgesamt 4 Staffeln gedreht. Momentan laufen die Wiederholungen und
00:27:14: das waren insgesamt, ich glaube, 150 Folgen. Wow. Extrem tolle Erfahrung, weil ich dort
00:27:18: wirklich mit tollen Schauspielern - ich war ja nie Schauspieler, aber ich sage es ganz ehrlich,
00:27:24: ich habe mir auf YouTube ein paar Sachen angeschaut. Ja. Und habe das dann einfach
00:27:28: ausprobiert. YouTube ist wundervoll, da kriegst du von Leonardo DiCaprio und Al Pacino, die besten
00:27:32: Schauspieler-Tipps und wenn man dann ein bisschen ein Gespür dafür hat, dann gelingt einem das
00:27:37: ganz gut. Ich habe dann auch mit sehr, sehr lässigen Schauspielern gespielt, die alle auch
00:27:43: im Nationaltheater spielen und habe jetzt noch viel Kontakt zu ihnen. Super. Und ich war recht
00:27:48: schnell einer von ihnen, das hat mich sehr geehrt, das war wirklich toll. Wann war das das erste Mal,
00:27:53: dass du wieder zurückgegangen bist in die alte Heimat? Weißt du das noch? Der erste Moment,
00:27:57: wenn du wieder zurück in das Land gehst, aus dem du einmal geflüchtet bist. Das weiß ich noch,
00:28:01: ich habe ja nach wie vor Familie in der Slowakei. Als meine Großeltern noch gelebt haben, war ich,
00:28:09: glaube ich, 9 Jahre alt. Und als ich zum ersten Mal wieder zu meinen Großeltern gekommen bin,
00:28:14: hatte ich damals in meiner kindlichen Vorstellung gedacht, dass, wenn wir jetzt nach so vielen
00:28:19: Jahren zurückkommen, dann empfangen sie uns sicher mit Fahnen, also ich war eben ein Kind. Ja,
00:28:24: ja. Und alle haben sich so gefreut auf unseren Besuch und dann hat uns meine Kusine abgeholt und
00:28:29: wir waren uns total fremd, obwohl wir Brieffreunde waren, aber irgendwie war es komisch, dass wir
00:28:32: ihnen wieder begegnet sind und es war wunderschön unspektakulär, aber sehr familiär. Und du kommst
00:28:40: jetzt auch immer wieder gern zurück? Richtig, ja. Also, ich fahre auch mit den Kindern sehr
00:28:43: gern hin. Meine Frau hat von ihren Großeltern eine ganz kleine Hütte geerbt mit dem einzigen Luxus,
00:28:48: den wir dort haben, einer Dusche. Dort fahren wir immer im Sommer hin, ein paar Mal in den
00:28:52: Wald und wir sind einfach wahnsinnig gern dort. Das ist wirklich... Auch diese Stille genießen,
00:28:58: weil du sagst einsam, Wald? Ist das dort sehr ruhig, sehr still? Ja, das ist doch etwas, was ich
00:29:04: sehr gern habe. Witzigerweise, wenn ich bei mir in meinem Studio sitze, wo ich auch meine Aufnahmen
00:29:11: mache und so, da höre ich keine Musik, sondern ich höre so genannte Nature Sounds, einen Wald
00:29:21: mit Bächlein. Und das läuft bei mir stundenlang. Echt? Wenn draußen der wildeste Schneesturm ist,
00:29:26: lege ich mir das auf. Entspannt dich? Es entspannt mich, weil es keinen Anfang und kein Ende
00:29:31: hat, weil, wenn ich Songs höre, dann stresst mich das, weil die immer anfangen und enden und ich
00:29:35: eigentlich fokussiert bin auf irgendetwas. Und das plätschert so dahin, dazu habe ich so einen Duft,
00:29:40: einen Zitronengrasduft, das entspannt mich und das habe ich sehr sehr gern. Was machst
00:29:44: du da in diesen Momenten? Was passiert in diesem Studio? Da bin ich sehr fokussiert,
00:29:49: das ist ganz großartig, ich arbeite jetzt auch als Film- und Videoproduzent. Ah, ok. Ich arbeite für
00:29:55: viele verschiedene Firmen und wir produzieren Filme und Videos und eben auch Audio-Sachen,
00:30:00: eben Werbespots, Podcasts, lauter solche Sachen, also nach wie vor fokussiert auf Gehör,
00:30:06: mittlerweile aber auch auf Bild. Und dort sitze ich, wenn ich versuche kreativ zu sein
00:30:11: und das gelingt mir auf zweierlei Arten, einerseits natürlich gerade im Machen,
00:30:16: wenn ich zum Beispiel für die Kinder koche, das ist ganz toll. Ja, Kochen ist ein Thema,
00:30:20: das merke ich schon. Kochen ist ein Thema für mich. Und auf der anderen Seite aber,
00:30:23: wenn es ganz ganz ruhig um mich herum ist und ich ganz ganz fokussiert bin auf etwas. Ich höre zum
00:30:28: Beispiel auch im Auto nicht gern Musik, sondern ich versuche dann einfach nur Auto zu fahren und
00:30:36: versuche mich nicht abzulenken, weil man muss ja irgendwie versuchen die Gedanken in einen Fokus zu
00:30:42: bringen und das wird dann sehr schwierig, wenn ich abgelenkt werde. Deswegen machen mich auch meine
00:30:47: Kinder verrückt, wenn sie sich Münzen auf die Schuhe kleben und dann Stepptanz versuchen. Darf
00:30:51: ich meinen gar nicht erzählen dann, sonst steppen sie bei uns dann auch. Das wird ganz schwierig
00:30:54: dann. Musik ist aber schon ein großes Thema bei dir. Wir waren immer sehr musikalisch, mein
00:30:59: Bruder hat Jazzgitarre studiert, hat viele Jahre Klavier gespielt, ich habe in Bands gesungen,
00:31:04: spiele nach wie vor ein bisschen Klavier, die linke Hand ist leider eingeschlafen, die schafft
00:31:09: es nur noch Akkorde zu spielen, aber mit der anderen versuche ich noch ein bisschen etwas. Wir
00:31:16: versuchen den Kindern die Begeisterung für dieses Instrument einfach näher zu bringen und das macht
00:31:21: man am besten, indem man es einfach selbst tut. Es nützt nichts, wenn man einem Kind sagt, das musst
00:31:25: du tun oder begeistere dich doch dafür. Nein, das muss man vorleben. Man muss es einfach vorleben,
00:31:30: ja. Genauso wie man Ordnung vorleben muss, wie ich heute wieder gehört habe von einer Frau. Ich gebe
00:31:35: mein Bestes. Ich habe gelesen, dass du ganz gern Socken vertauschst oder einzeln... Aber heute sind
00:31:40: beide schwarz. Beide schwarz, ja. Heute ganz in Schwarz, ja. Ich habe ein riesen Sockenproblem,
00:31:44: ich habe nämlich Schuhgröße 50. 50? Und ich kaufe mir immer auf einmal viele Socken und
00:31:53: dann gehen sie entweder ein oder werden löchrig und dann kommt wieder eine neue Charge und ich
00:31:57: stehe jetzt kurz davor wieder eine neue Charge zu kaufen. Verstehe. Das werde ich dieses Jahr machen
00:32:03: und mir neue Socken kaufen. Du kochst gerne, das wollen wir auch noch kurz besprechen. Also,
00:32:08: ich habe eine Kochshow gehabt. Ich habe ja auch im Slowakischen eine Kochshow gehabt.
00:32:10: Daher kommt das oder war die Leidenschaft vorher schon da? Die Leidenschaft war schon vorher da,
00:32:13: aber durch diese Kochshow ist sie neu entflammt. Wir haben dann ein Kochbuch produziert, meine Frau
00:32:17: ist Fotografin und wir haben dann endlich Food fotografiert, auf einem ganz hohen Level. Das
00:32:25: war ganz ganz großartig. In dieser Kochshow habe ich Rezepte gekocht, die wir auf der ganzen Welt
00:32:31: aufgeschnappt haben. Schön. Ich habe versucht alte Rezepte aus der Slowakei und aus Österreich neu zu
00:32:36: interpretieren. Ich war nie Koch, ich war aber auch nie Schauspieler und ehrlich gesagt war ich
00:32:40: auch nie Radiomoderator bevor ich Radiomoderator geworden bin. Ja, Learning by Doing. Es ist ein
00:32:44: Learning by Doing und das macht extrem viel Spaß. Das versuche ich nach wie vor zu machen und in 10
00:32:48: Jahren sitze ich vielleicht wieder da und habe mindestens 3 neue Sachen gelernt, die ich dann
00:32:53: später auch beruflich gemacht haben werde. Also, du bist schon einer, der ausprobiert und macht.
00:32:57: Unbedingt, das ist meiner Meinung nach das, was mich in meinem Leben vorantreibt. Dein
00:33:02: Lebensmotto auch? Ja, man muss einfach Sachen ausprobieren, also, was heißt "man muss",
00:33:06: es macht einfach viel, viel Freude und das macht das Leben lebenswert. Der Beruf ist ja etwas,
00:33:13: was man ja nicht nur tun sollte, um Geld zu verdienen, sondern im Wort Berufung steckt ja
00:33:19: auch der Beruf drinnen und es gibt Berufungen, die man zum Beispiel erst später an sich entdeckt und
00:33:25: ich mache mich da mit meiner Frau gemeinsam immer wahnsinnig gern auf die Suche. Und wenn eine Tür
00:33:30: zugeht, gehen zwei weitere auf und so muss man das Leben auch sehen. Es ist manchmal schwer.
00:33:34: Ja. Das klingt jetzt alles sehr, sehr schön. Die Rechnungen müssen eben auch bezahlt werden.
00:33:37: Die Rechnungen müssen bezahlt werden und ich sitze auch manchmal da und denke mir, verdammt noch mal,
00:33:42: was mache ich jetzt eigentlich, aber wir leben in einer Zeit, die so schrecklich schnelllebig ist,
00:33:48: dass man einfach nicht sitzen bleiben darf. Ich kann es auch nicht. Es treibt mich immer
00:33:56: irgendetwas nach vorne. Aber das ist ja gut. Ich hoffe es. Also, ich bin selbst nicht so ganz
00:34:04: überzeugt von mir, aber ich glaube, das gehört dazu. Was wünscht du dir für die Zukunft noch?
00:34:07: Gesundheit. Ja, das Wichtigste. Und dass es meinen Kindern gut geht, dass meine Frau und
00:34:14: ich uns lieben und dass ich natürlich meine Rechnungen bezahlen kann. Ich möchte aber
00:34:21: nicht unbedingt reich werden. Das ist zum Beispiel etwas, das ist mir relativ egal, aber ich möchte
00:34:26: schon ab und zu einmal auf Urlaub fahren dürfen und meinen Kindern dort auch ein Geschenk kaufen
00:34:31: dürfen. Ganz richtig. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass es uns allen gut geht, was schwer ist,
00:34:40: Gott, ich könnte da jetzt eine Stunde - wir könnten da jetzt eine Stunde darüber reden,
00:34:43: was wir uns für die Zukunft wünschen, aber ich glaube, das Wichtigste ist wirklich die Gesundheit
00:34:48: und dass man ein frohes Gemüt beibehält. Und positiv bleibt. So ist es. Und vielleicht geht
00:34:53: ja doch bald wieder etwas Neues auf, wer weiß. Ich bin gespannt, was das nächste Projekt sein
00:34:57: könnte. Ich auch. Vielen Dank, dass du uns deine Geschichte erzählt hast. Ja, vielen Dank für
00:35:01: die Bühne. Danke vielmals. Wir freuen uns mehr von dir zu hören, im Radio, in Werbespots, wir
00:35:06: werden genau hinhören. Deine Stimme ist markant. Wir werden das alles gut beobachten. Danke für
00:35:11: Ihr Interesse, dass Sie wieder dabei waren bei diesem Podcast-Gespräch Hörgespräche - Sinnvolles
00:35:16: aus dem Leben. Bis zum nächsten Mal, auf Wiederhören, auf Wiedersehen. Tschau.
00:35:29: Ja, den habe ich sogar aufgenommen,
00:35:30: das ist der erste Schrei meines Sohnes Jakob bei der Geburt. Ich habe nicht Video filmen
00:35:36: dürfen, aber das von der Audioaufnahme habe ich niemandem erzählt, erst im Nachhinein.
00:35:46: Das Lieblingsgeräusch ist das Schnarchen meiner Kinder.
00:35:56: Hört zu, nämlich zuhören und zwar zwischen den Zeilen.
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