#23 - Lukas Perman - Musicalstar mit besonderer Beziehung
Shownotes
Hörgespräche: Sinnvolles aus dem Leben – Wöchentliche Interviews mit bewegenden Persönlichkeiten. Mehr dazu auf https://hoerenbewegt.at
Gast: Lukas Perman Moderation: Carola Gausterer
Inhalt der Sendung: Den jungen Lukas Perman lernte der Zuschauer der ersten Starmania-Staffel bereits vor 20 Jahren kennen. Auch wenn er damals nicht gewann, machte er unmittelbar danach große Karriere – seine Heimat ist bis heute das Musical, Liebhaber dieses Genres kennen und lieben ihn aus zahlreichen Rollen populärer Stücke.
Lukas Perman weiß, wie wichtig seine gute Beziehung zu seiner Stimme ist, wie besonders ein gutes Hörvermögen und der Ausgleich, den er in der Ruhe sucht.
Erfahren Sie im sympathischen Interview mehr über den charismatischen Sänger, Schauspieler und Musiker, der sehr bewusst mit seinen Sinnen umgeht.
Über HÖREN BEWEGT: Alles um uns ist Kultur. Sie bedeutet die Gestaltung des Zusammenlebens, Traditionen, Geschichte Politik sowie den künstlerischen Ausdruck einer Gesellschaft. Die Pflege und Entwicklung jeglicher Form von Kultur erfordert zwischenmenschlichen Austausch. Welche entscheidende Rolle ein intaktes Gehör dabei zukommt, zeigt die Initiative HÖREN BEWEGT. Themen und Events zu Leben, Kunst, Bildung und vielem mehr lassen Sie eintauchen in die spannende und wunderbare Welt des Hörens! Mehr zur Initiative HÖREN BEWEGT auf https://hoerenbewegt.at
Über MED-EL:
MED-EL Medical Electronics, führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen, hat es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden. Das österreichische Familienunternehmen wurde von den Branchenpionieren Ingeborg und Erwin Hochmair gegründet, deren richtungsweisende Forschung zur Entwicklung des ersten mikroelektronischen, mehrkanaligen Cochlea-Implantats (CI) führte, das 1977 implantiert wurde und die Basis für das moderne CI von heute bildet. Damit war der Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen gelegt, das 1990 die ersten Mitarbeiter aufnahm. Heute beschäftigt MED-EL weltweit mehr als 2200 Personen aus ca. 75 Nationen in 30 Niederlassungen.
Das Unternehmen bietet die größte Produktpalette an implantierbaren und implantationsfreien Lösungen zur Behandlung aller Arten von Hörverlust; Über 200.000 Menschen in 124 Ländern hören mithilfe eines Produkts von MED-EL.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Genau, das Hören ist das, was passiv mitläuft, aber ohne dem geht es eben überhaupt nicht. Man
00:00:04: merkt es dann sehr, wie wichtig Hören ist, wenn wir zum Beispiel auf der Bühne sind und
00:00:08: Soundcheck haben und zeitweise nicht gut hören, dann nicht gut intonieren können beim Singen,
00:00:13: weil wir irgendwie die Instrumente, die wir brauchen nicht gut hören oder unsere eigene Stimme
00:00:16: zu leise hören. Und da geht es dann oft so: "Ich höre mich nicht, kann man das noch lauter drehen?"
00:00:36: Hallo, herzlich Willkommen, ich bin Carola Gausterer und freue mich sehr, dass Sie wieder
00:00:43: dabei sind bei unseren Hörgesprächen - Sinnvolles aus dem Leben. Schwerpunkt ist, wie immer in
00:00:49: unseren Podcast-Folgen, das Thema Hören und auch alles, was dazu gehört, ganz besonders wichtig.
00:00:54: Auch heute haben wir wieder einen interessanten und prominenten Gast. Ich freue mich sehr,
00:00:57: dass er da ist. Sie kennen ihn von der Bühne, vom Fernsehen, er ist eigentlich überall
00:01:02: in den Medien zu sehen und zu hören. Lukas Perman, schön, dass du da bist.
00:01:05: Hallo. Du hast schon gehört, es geht um das Thema Hören. Du bist auf der Musical-Bühne, du bist
00:01:10: im Radio-Studio schon gewesen, im Tonstudio, im Fernsehen. Wie könntest du dir den Job vorstellen,
00:01:17: ohne zu hören? Was bedeutet Hören für dich? Natürlich nicht. Also, das Hören ist ein Sinn, der
00:01:24: natürlich in meinem Beruf ganz wichtig ist, wenn es um Musik geht, wenn es um Sprache geht, wenn
00:01:28: es um Ausdruck geht. Das ist nicht wegzudenken, aber natürlich auch ein großer Türöffner für das,
00:01:34: dass ich überhaupt in diesen Beruf hineingekommen bin. Also, ich bin ins musische Gymnasium
00:01:38: gegangen. Da war natürlich Hören mit Musik ein ganz zentrales Element in meiner Jugend schon,
00:01:44: in meiner Kindheit. Instrumente spielen, singen, Schauspiel auch immer in der Schule schon,
00:01:49: also ich bin da eigentlich wirklich damit aufgewachsen. Da nehme ich es natürlich viel
00:01:54: zu selbstverständlich wie wir alle. Die Sinne, die bei uns funktionieren, die nehmen wir alle
00:01:58: sehr selbstverständlich. Wenn sie dann nicht mehr funktionieren, dann fehlen sie uns natürlich,
00:02:00: aber bis jetzt habe ich noch ein ganz gutes Gehör. Also, ich kann mich halbwegs gut darauf verlassen.
00:02:06: Schaust du auf deine Ohren, auf dein Gehör? Was tust du denn? Auch das tue ich eigentlich nicht,
00:02:10: nein. Es ist schon sehr selbstverständlich. Es ist sehr selbstverständlich, bei mir ist
00:02:16: natürlich auch die Stimme sehr wichtig. Die ist zum Beispiel viel mehr, worum wir uns kümmern,
00:02:20: die wir trainieren, die wir hegen und pflegen, wo wir Sänger oder Schauspieler immer sofort merken,
00:02:26: ah da kratzt es oder da könnte es zum Kratzen anfangen und werden schon nervös. Also die
00:02:30: Stimme ist da viel zentraler im Fokus, weil die auch oft nicht so leicht funktionieren kann und
00:02:35: wir sie natürlich brauchen, weil sie etwas nach draußen transportiert. Das ist dein Job auch.
00:02:39: Genau. Das Hören ist eigentlich das, was passiv mitläuft, aber ohne dem geht es eben überhaupt
00:02:43: nicht. Man merkt es dann sehr, wie wichtig Hören ist, wenn wir zum Beispiel auf der Bühne sind und
00:02:48: Soundcheck haben und zeitweise nicht gut hören, dann nicht gut intonieren können beim Singen, weil
00:02:53: wir irgendwie die Instrumente, die wir brauchen nicht gut hören oder unsere eigene Stimme zu
00:02:56: leise hören. Und da geht es dann oft so: "Ich höre mich nicht, kann man das noch lauter drehen?" Oder
00:03:01: In-Ear, wir singen ja oft mit In-Ear, was dann auf einmal ein ganz anderes Hörgefühl ist. Beschreib
00:03:06: doch kurz was ein In-Ear ist. Ein In-Ear ist, wenn man sich so ein Ding in die Ohren hineinstöpselt,
00:03:10: wo man dann mehr oder weniger wie beim Kopfhörer die eigene Stimme und dann von der Band oder vom
00:03:14: Orchester eben die Instrumente zu hören bekommt. Das nimmt man vor allem bei großen Locations her,
00:03:19: also wenn es zum Beispiel eine riesige Bühne gibt. Dann haben wir natürlich diese Verzögerung von den
00:03:24: verschiedensten Instrumenten. Wie lang ist die? Ein, zwei Sekunden, oder? Ja, also das glaubt
00:03:27: man gar nicht, wie schnell es eigentlich geht, also in großen Sälen, wenn man da auf so großen
00:03:31: Bühnen wie in St. Margarethen oder so steht. Oder Elisabeth vor Schönbrunn habe ich gemacht, das ist
00:03:38: auch eine riesige Bühne. Da kommt auch Wind dazu, der trägt natürlich den Schall dann
00:03:41: auch ein bisschen woanders hin, darum hat man In-Ears, damit man zeitgleich mit dem Dirigenten,
00:03:46: also, damit das Visuelle dann auch mit dem, was man hört, zusammenstimmt. Und da ist natürlich
00:03:49: gefährlich, wenn man gewisse Sachen nicht hört, die man aber unbedingt braucht zum
00:03:52: Singen. Oder wenn man den Partner nicht hört, da wird Hören dann auf einmal im Beruf ganz zentral.
00:03:57: Kann man sich das einschalten? Lautstärke? Oder ist das...? Genau, das muss ich einschalten, ich
00:04:01: zeige es jetzt einfach einmal so. Also, ich habe hier nun auch ein Mikrofon dran und das schaut
00:04:05: dann eigentlich ähnlich aus, man hat das auch dann mit. Schaltest du es laut ein? Oder bist du einer,
00:04:10: der es ganz leise aufdreht? Ich bin einer, der die eigene Stimme gern sehr laut hört. Ok. Weil das
00:04:16: sind verschiedene Gesangstechniken, da wir immer mit Mikro singen im Musical oder im Pop-Bereich.
00:04:22: Ihr habt es ja da an der Wange festgeklebt, oder? Wir haben es hier oder eben eine Gurke in der
00:04:26: Hand. Wir sind sehr gewöhnt, dass wir uns relativ laut hören. Klassische Sänger zum Beispiel,
00:04:33: die brauchen das nicht so von außen, die hören eher in sich, wo der Ton ist und die Schwingung,
00:04:38: die brauchen das Feedback nicht so, die sind das nicht so gewohnt. Wir sind sehr gewohnt, dass wir
00:04:41: uns doch sehr gut hören. Das heißt, ich drehe dann einfach hier ein bisschen lauter und dann kann ich
00:04:45: generell die Instrumente oder was ich will lauter und leiser drehen, wobei ich natürlich auch sehr
00:04:50: abhängig bin vom Soundtechniker. Der ist auch sehr wichtig. Das heißt, du weißt dann schon deine
00:04:54: Stimmeinstellung, deine Lautstärke, die du immer hast. Oder passt du das auf die Tagesverfassung
00:05:01: an? Das hängt auch von der Tagesverfassung ab und vor allem auch jeder Raum ist anders, jeder
00:05:05: Techniker arbeitet anders. Also, es gibt sehr viele Künstler, die ihren eigenen Tontechniker
00:05:09: mitnehmen, sicher auch viele Popkünstler. Ist das so eine Vertrauenssache? Ja. Spürt man das? Bei
00:05:17: Konzerten gehen die Leute oft hinaus und sagen: "Ja, der Sound..." Also, der Sound ist etwas ganz
00:05:21: Wichtiges, damit du auch emotional mitgenommen wirst, damit das wirklich gut ausgesteuert ist,
00:05:27: die Instrumente wirklich gut hörbar sind, zum Beispiel die Bässe auch genau die richtige Dosis
00:05:30: haben, dass du vom Bauchgefühl merkst, wow, das holt mich ab. Wenn die Tiefen zu wenig sind, dann
00:05:35: wirst du auch nicht so abgeholt, dann bleibt es sehr oberflächlich. Also, Soundtechniker
00:05:39: ist wirklich ein sehr filigraner Beruf, der ganz wichtig ist und auf den wir sehr angewiesen sind,
00:05:44: weil, wenn dich der zum Beispiel nicht laut genug dreht, dann kannst du eine Stimme haben wie ein
00:05:49: Gott, das hilft dir dann nichts, wenn du nicht gehört wirst, wo wir wieder beim Thema sind,
00:05:52: dann war es das. Also, es ist eine Vertrauenssache und wenn der Gute Dienst hat, dann freut man sich,
00:05:58: weil dann klingt man am Abend wahrscheinlich sehr, sehr gut. Klar. Verstehe, so ist das. Du
00:06:03: hattest noch nie Probleme mit den Ohren? Da muss man gleich auf Holz klopfen. Also, meine
00:06:07: Frau ist da anderer Ansicht. Ok. Die sagt, warum hörst du nicht. Ja. Nein, aber jetzt ernsthaft,
00:06:14: hatte ich zum Glück noch nie. Ich hatte auch noch nie in meinem Leben eine Mittelohrentzündung. Wo
00:06:20: man natürlich auch sehr sensibel wird, was das Gehör betrifft, ist, wenn man tauchen geht,
00:06:24: wenn man unter Wasser geht. Ich bin vor vielen Jahren doch sehr viel tauchen
00:06:29: gewesen. Das habe ich dann irgendwann aufgehört mit den Kindern, auch weil es ein Risiko birgt.
00:06:33: Aber da ist das mit dem Druckausgleich, da wird man schon auf dieses Organ sehr sensibilisiert,
00:06:40: was sonst so automatisch mitläuft. Was war für dich das Schöne, wenn du entspannt unten tauchst
00:06:46: bis zu 30 Meter Tiefe? Also, eines der schönsten Geräusche für mich ist die Stille und das ist im
00:06:56: Wasser natürlich auch sehr angenehm, dass man da seine Ruhe hat, außer ein paar Fischchen.
00:07:02: Es kann dich keiner ansprechen. Genau, da wird höchstens am Tank mit Metall geklopft,
00:07:08: wenn der Tauchlehrer oder der Guide irgendetwas will. Wenn der Hai kommt... Genau,
00:07:12: aber sonst hat man eigentlich diese Stille im Wasser und das ist schon etwas ganz Spezielles
00:07:16: gewesen in der Auszeit. Vermisst du nicht? Doch schon, manchmal. Ja, aber jetzt... Das ist auch so
00:07:21: eine Art Meditation teilweise, oder? Ja, vor allem diese Schwerelosigkeit auch. Also, es ist
00:07:26: ganz etwas Spezielles, aber in den letzten Jahren bin ich dann eher wieder schnorcheln gewesen. In
00:07:30: den letzten zwei Jahren eigentlich gar nicht, weil wir kaum weg waren,
00:07:33: aber so geht es ja vielen. Nochmals um wieder zurück auf die Bühne zu kommen: du hast eine
00:07:37: enge Freundschaft mit Prof. Dr. Baumgartner, einer der führenden HNO-Ärzte Österreichs,
00:07:44: die natürlich für unsere Ohren da sind. Ein ganz, ganz wichtiges Thema. Er ist aber auch Theaterarzt
00:07:49: und von daher kennt ihr euch. Genau, wir kennen uns mittlerweile... Wie kam es zu
00:07:52: dieser Freundschaft? Wir kennen uns mittlerweile seit dem Jahr 2005, glaube ich, 2004/2005. Also,
00:07:59: schon sehr lange. Schon relativ lang, ja. Wir haben dann mal monatelang keinen Kontakt,
00:08:05: aber es ist eigentlich immer sehr... Also, im Großen und Ganzen kann man sagen, dass der
00:08:09: Kontakt schon über fast zwei Jahrzehnte besteht. Theaterarzt, weil er jetzt natürlich schaut,
00:08:14: dass ihr auch fit seid, am Abend zur Vorstellung? Also, stimmlich, von den Ohren her. Also,
00:08:19: er hat viele von uns sicher schon gerettet und er weiß sehr gut, wann man noch etwas tun kann,
00:08:25: damit man eine Vorstellung schafft und wann man einfach Ruhe geben sollte,
00:08:29: damit man sich keine Langzeitschäden holt. Da geht es sehr viel um die Stimme natürlich,
00:08:34: also das ist eher unser Thema, als das Hören. Er ist für uns Künstler eigentlich immer da und das
00:08:42: ist nicht der einzige Grund, warum wir befreundet sind. Er hat auch einen sehr guten Schmäh. Ja? Ja,
00:08:47: er ist da wirklich sehr supporting für uns und wir haben uns tatsächlich im Theater kennengelernt,
00:08:53: damals 2005 bei Romeo und Julia im Raimundtheater. Ein sehr forderndes Stück? Das war sehr fordernd,
00:08:59: ja. Kannst du erklären, warum es so fordernd war? Weil sehr viel gesungen wird? Du hattest
00:09:05: eine der Hauptrollen damals. Genau, ich war der Romeo damals. Also, die Hauptrolle. Die
00:09:08: Julia war noch an meiner Seite, ich muss den Titel teilen. Es war insofern sehr fordernd,
00:09:16: weil es körperlich sehr anstrengend war, wir hatten da unglaubliche Choreografien. Das Ensemble
00:09:21: noch mehr, als wir Hauptdarsteller und Romeo trägt einfach die Geschichte, 3 Stunden. Das war schon
00:09:27: eine sehr intensive Zeit, ja. Das heißt, stimmlich auch sehr anspruchsvoll? Stimmlich und vor allem
00:09:33: konditionell sehr anspruchsvoll. Das dauert ja 2 1/2 Stunden in etwa, oder? Im Endeffekt ist
00:09:37: die Vorstellung 3 Stunden mit Pause ca., also da ist es schon ziemlich zur Sache gegangen. Und das
00:09:42: sind wie viele Vorstellungen die Woche? Ja, also 6 - 8 Vorstellungen, je nachdem. Manchmal auch
00:09:47: zwei Doppelvorstellungen in der Woche. Da es sehr erfolgreich war damals, gab es sehr viele
00:09:54: Vorstellungen. Trotzdem war das Stück, das ich am meisten und intensivsten gespielt habe, Tanz der
00:09:59: Vampire von 2009 - 2011. Da habe ich, glaube ich, in den zwei Jahren 500 Vorstellungen gespielt,
00:10:03: also das war schon... Aber ich habe es geliebt, also das war eine wunderschöne Theaterzeit,
00:10:08: im Ronacher. Und wie ist das mit der Stimme dann? Jeden Tag Gas geben? Es ist wie eine Beziehung,
00:10:16: sage ich einmal. Manchmal läuft es super und manchmal muss man eben wirklich auch ein paar
00:10:22: Krisen ausstehen, daran arbeiten. Also, man kann es ziemlich umlegen auf eine Beziehung. Man weiß
00:10:29: auch in der Früh nie, wie sie gerade drauf ist, die Stimme. Ja. Auch das kann man umlegen. Aber da
00:10:34: hilft dann so ein Theaterarzt? Jaein, also im Endeffekt diese kleinen Wehwehchen,
00:10:40: habe ich sie zu viel belastet, habe ich vielleicht gestern am Abend doch ein,
00:10:43: zwei Bier zu viel getrunken... Also, ich spüre das extrem, damals zum Beispiel,
00:10:47: also, jetzt mache ich es ja gar nicht mehr - Rauchen, das geht gar nicht. Oder verrauchte
00:10:50: Lokale. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass es das eigentlich nicht mehr gibt. Ja. So etwas spürt man
00:10:56: sehr in der Stimme, aber natürlich auch die Belastung. Also, so eine Doppelvorstellung,
00:10:58: wenn du zwei Mal 3 Stunden die Stimme sehr viel beanspruchst, das spürst du auch am nächsten Tag.
00:11:05: Man muss dann eben für sich wirklich herausfinden, wie viele Ruhephasen brauche ich. Ich muss sagen,
00:11:10: es wurde immer schwieriger dann, als die Kinder kamen, weil der Schlaf natürlich fehlt und Schlaf
00:11:15: ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Dinge nicht nur für den Körper und für die Psyche,
00:11:19: sondern auch für die Stimme. Also, die Ruhe. Die Stimme kann sich gut erholen,
00:11:23: wenn sie wirklich Ruhe hat. Das heißt wirklich, auf gut Deutsch gesagt "die Papp'n halten",
00:11:27: dann ist es wirklich gut. Wenn du ein bisschen etwas tust und redest und so,
00:11:31: dann ist sie schon wieder ein bisschen belastet. Wenn sie wirklich beleidigt ist, dann einfach
00:11:34: einmal drei Tage den Mund halten, dann kann sie sich eigentlich sehr gut regenerieren. Neigst du
00:11:39: zu Kehlkopfentzündungen oder solchen Sachen? Nein, ich habe eher früher so ein Lungenthema gehabt,
00:11:45: eher in den Bronchien. Also, der Respirationstrakt in diesem Bereich ist bei mir eher anfälliger
00:11:51: gewesen, muss ich sagen, jetzt geht es eigentlich ganz gut. Ich habe da jetzt meine Methode, die
00:11:55: scheint wirklich ganz gut zu helfen. Ok. Du hast gesagt, schlaflose Nächte, zwei Kinder, zwei noch
00:12:01: relativ kleine Kinder. Ja. Da ist es natürlich sehr laut bei euch. Wie ist es da mit dem Zuhören?
00:12:07: Hören die Kinder zu, wenn ihr etwas sagt? Ich weiß nicht, meine Eltern haben früher irgendwie etwas
00:12:13: anders gemacht. Also, mir kommt vor, wir haben mehr zugehört, aber wahrscheinlich ist das auch
00:12:17: nur eine Verklärung. Stille ist schon ein sehr wertvolles Gut im Leben, das ich sehr suche.
00:12:26: Das hat nicht unbedingt etwas mit den Kindern zu tun. Die Kinder bringen Leben ins Haus, das ist
00:12:32: ganz klar und Kinder müssen auch laut sein und wir haben definitiv Kinder, die ein Organ haben. Wir
00:12:38: haben auch relativ hohe Räume bei uns, insofern hallt das Ganze auch dementsprechend. Aber die
00:12:43: Ruhe, also die Stille, ist etwas, die mich immer sehr berührt hat. Vor den Kindern bin ich auch
00:12:49: öfter in das Schweigekloster gegangen, ganz bewusst auch um Ruhe zu haben, weil ich finde,
00:12:54: dass unsere Welt einfach sehr, sehr laut ist. Das Hinausgehen aus der Stadt hat mir auch gut
00:12:59: getan. Ich habe wirklich einen wunderschönen Ort im Wienerwald gefunden, wo wir wohnen,
00:13:03: wo es wirklich ruhig ist, wo kein Straßenlärm ist, das ist ja etwas, was
00:13:09: dann so an mir sägt. Das ist vielleicht doch die Hörempfindlichkeit, die bei mir sehr ausgeprägt
00:13:16: ist, dann doch irgendwie beruflich auch. Dass Lärm etwas ist, was meine Gedanken ziemlich
00:13:22: stresst. Hast du in der Stadt gewohnt? Ich habe im 3. Bezirk gewohnt, ich habe im 6. Bezirk
00:13:27: gewohnt, also wirklich Downtown. Also, wirklich im Zentrum. Und da ist ja immer etwas los. Natürlich
00:13:32: sind wir nicht in New York City, aber Wien ist doch eine Großstadt und im 3. hatte ich schon
00:13:36: eine ganz ruhige Ecke, also das war schon ganz gut, aber jetzt ist es wirklich ganz anders. Da
00:13:40: im Wienerwald ist es wirklich eine Wohltat für die Seele. Wo man auch spazieren gehen kann im
00:13:46: Wald und man sich wirklich regenerieren kann? Ja. Um nochmals zu den Kindern zurückzukommen,
00:13:51: lest ihr ihnen Geschichten vor, hören sie euch zu? Ist eine Gute-Nacht-Geschichte Thema bei euch? Ja.
00:13:59: Oder singt ihr doch eher am Abend zum Einschlafen? Nein, singen tun wir eigentlich gar nicht. Nein?
00:14:02: Das wollen sie auch gar nicht. Wirklich? Dieses Kuscheln und Lesen ist für sie so eine Zeit,
00:14:09: das finde ich auch total schön, auch wenn ich diese Geschichte teilweise nicht mehr
00:14:15: lesen kann, weil ich sie in- und auswendig kann. Dann erzählt man sie schon, oder? Ja,
00:14:18: ich denke mir dann immer, wie lang wird das noch so sein. Also, es wird ja sehr schnell die Zeit
00:14:22: kommen, wo sie dann keine Lust mehr haben, aber die Stimme ist bei uns natürlich ein zentrales
00:14:28: Ding. Also, wir lernen natürlich auch die Texte laut für uns, wenn wir irgendwelche Lieder lernen
00:14:33: und die Kinder singen das automatisch nach. Und ich denke natürlich, dadurch dass bei uns die
00:14:38: Stimme und das Singen und die Sprache unser Beruf ist, dass die Kinder da geprägt werden davon. Ich
00:14:48: glaube, ich kann schon beurteilen, dass sie eine gewisse Musikalität haben, ob das jetzt vererbt
00:14:53: ist, ob das jetzt die Frühsozialisation ist, die sie von uns mitbekommen,
00:14:56: das ist immer die Frage, was ist da als erstes gewesen. Aber sie singen Intervalle richtig,
00:15:03: teilweise. Sie merken sich die Texte sehr schnell. Bewundernswert, aber das können
00:15:07: Kinder. Wir müssen sie ewig lang lernen, aber sie können sie schnell. Es ist natürlich ein zentrales
00:15:11: Element. Man bemerkt auch bei der Kleinen, dass sie schon eine viel fortgeschrittenere
00:15:15: Sprache für ihr Alter hat als die Große. Also, die Kleine lernt auch von der Großen sehr. Das
00:15:20: ist auch sehr interessant, zu beobachten. Du hast vorher gesagt, du spielst Instrumente,
00:15:23: welche? Und macht ihr das zu Hause auch? Ja, ja. Also, ich habe Klavier angefangen mit 6 Jahren
00:15:28: und das macht jetzt meine Große auch, sie hat auch heuer angefangen, wirklich spielerisch. Wir haben
00:15:33: zum Glück eine sehr tolle Klavierlehrerin, weil mit mir wollte sie es natürlich nicht
00:15:36: lernen. Das ist immer so. Das ist immer der Klassiker. Und ich habe dann sehr bald ein
00:15:41: Blasinstrument gelernt, also, sehr bald - mit 10 Jahren Klarinette und bin dann später auf die Oboe
00:15:46: gekommen, mit 14, 15 Jahren. Das mache ich jetzt nicht professionell mehr, aber doch hobbymäßig
00:15:55: immer wieder. Also, ich habe zum Beispiel bei einem unserer letzten Konzerte in der Stadthalle
00:15:58: dann ein Ave Maria mit der Oboe gespielt, weil, was man als Kind lernt, hat man irgendwie noch
00:16:03: drinnen. Das ist ganz faszinierend und wenn ich die Oboe in die Hand nehme, dann gehen Dinge,
00:16:08: die ich teilweise 15 oder 20 Jahre lang nicht gemacht habe, von selbst wieder. Natürlich muss
00:16:12: man üben, man braucht den Ansatz. Natürlich ist das Atmen wieder etwas ganz anderes. Also,
00:16:16: die Luftsäule ist natürlich eine viel strengere bei der Oboe, die Stütze, als beim Singen. Da ist
00:16:22: man wieder sehr in diesem Bereich. Aber die Oboe hat für mich etwas ganz Faszinierendes, weil bei
00:16:28: diesem Instrument, im Gegensatz zur Klarinette oder zum Saxophon irgendetwas mitschwingt. Also,
00:16:34: man ist ja selbst das Instrument genauso. Das heißt, wenn du ein Instrument spielst,
00:16:38: schwingt dein Körper ja mit. Und bei der Oboe, dadurch dass sie relativ kleine Töne, relativ
00:16:46: fokussierte Töne hat und einen relativ kleinen Ansatz, schwingen da irgendwelche Sachen mit,
00:16:51: wo du wirklich diesen - oder ich muss eigentlich von mir reden, weil wie es bei anderen ist, weiß
00:16:56: ich nicht - wo ich von dieser Vibration, die durch dieses Rohr geht und durch das Instrument geht,
00:17:01: auch selbst wirklich sehr mitvibriere. Das sind oft wirklich ganz tolle Momente. So spezielle
00:17:07: Töne, wo man so ein Einheitsgefühl mit dem Instrument und auch mit dem Raum, den man dann
00:17:12: in Klang versetzt, hat. Das ist auch schön. Beim Singen gibt es das natürlich auch. Ok. Da bist
00:17:18: natürlich nur du der Resonanzkörper im Großen und Ganzen und natürlich das, was draußen zurückkommt,
00:17:22: aber die Oboe ist irgendwie ganz etwas Spezielles. Du hast eine zurzeit? Ja. Musik. Jetzt gibt es so
00:17:31: viel Musik auf dieser Welt, so viele verschiedene Themen, was spricht dich an? Was hört ihr zu
00:17:36: Hause? Wenig. Wenig? Wenig, ja, also... Das überrascht mich jetzt. Die Kinder hören schon
00:17:42: sehr gern Musik, aber ich war immer schon, auch vor den Kindern, jemand, der Ruhe bevorzugt. Beim
00:17:47: Autofahren zum Beispiel kein Radio. Auch nicht Spotify mit
00:17:50: irgendwelchen...? Nein. Mit irgendwelchen Hörbüchern oder Musik? Nein, ich will nur
00:17:52: Ruhe haben. Ich will meine Gedanken meistens ruhig haben. Hörbücher dann schon manchmal, aber Musik
00:17:56: eigentlich sehr wenig. Wahrscheinlich, weil ich einfach so viel mit Musik zu tun habe. Ja, das
00:18:00: kann sein. Das heißt, ich habe natürlich, wenn ich jetzt wirklich im Engagement bin, jeden Tag eine
00:18:04: irrsinnige Beschallung, in Proben, auf der Bühne, dass die Ruhe für mich dann irgendwie so... Also,
00:18:10: kein Geräusch ist für mich dann die Erholung. Aber natürlich gibt es Musikrichtungen, die mich sehr
00:18:17: ansprechen. Da komme ich schon immer wieder zur Klassik zurück, aber, was mich wirklich sehr,
00:18:23: sehr berührt ist sozusagen, die moderne Klassik. Ich nenne es einfach Filmmusik. Es gibt einfach
00:18:29: unglaublich schöne Filmmusik. Das stimmt ja. Von Ennio Morricone zum Beispiel. Der hat teilweise
00:18:34: Akkorde, die so sehnsuchtsvoll sind und so eine Spannung halten und dann lösen sie sich
00:18:42: auf. Also, das kann nur Musik eigentlich, so etwas emotional hervorzurufen und immer gepaart
00:18:49: mit den Erinnerungen, die man assoziiert. Ich meine, in Wahrheit sind unsere Sinne,
00:18:53: egal ob es Hören, Schmecken oder Riechen ist, es ist ja immer die Erinnerung, die da oft mitfließt,
00:18:59: die das ganz besonders oder eben ganz ekelhaft macht. Aber bei euch zu Hause wenig Musik, auch
00:19:07: die Marjan? Oder gibt es dann schon Diskussionen, jetzt schalten wir einmal etwas ein und... Also,
00:19:13: seit den Kindern hören wir relativ viel Musik. Wir haben auch ein Mikrofon. Also, am Abend ist dann
00:19:19: oft Disco, damit sie müde werden. Dann singen sie oder wir tanzen auch. Also, gerade im Lockdown
00:19:25: haben wir natürlich viel Zeit zu Hause gehabt und da haben wir natürlich schon viel Musik gehört,
00:19:30: immer wieder. Sie sind total auf die Beatles abgefahren, die Kids. Interessant. Ja, es gibt
00:19:36: nämlich so eine Sendung, die heißt Beat Bugs, das sind Käfer, die wirst du vielleicht auch bald
00:19:40: kennen lernen oder kennst sie schon. Kenne ich noch nicht. Und die haben wirklich Beatles sehr
00:19:44: cool gecovert und das lieben sie eben. Ich finde das cool, wenn sie Beatles hören. Super. Aber so
00:19:49: neue Künstler, gehen die spurlos an dir vorüber, Ed Sheeran oder...? Nein, aber das ist Marjan,
00:19:56: also meine Frau, die das oft hereinbringt. Sie ist viel mehr interessiert an dem, was gerade aktuell
00:20:00: ist, was an Popmusik da ist und was kommt. Und sie bringt das oft herein und dann kann ich sagen, ja:
00:20:05: Hakerl, kann ich einmal hören oder nein, hör das bitte mit Kopfhörern. Ok. Ihr macht sehr
00:20:11: viel zusammen, ihr habt euch auf der Bühne kennen gelernt, könnte man sagen. Ihr habt
00:20:15: aber auch einige Alben zusammen gemacht oder ein paar Singles zusammen gemacht? Ihr macht
00:20:21: sehr viele Benefiz-Aktivitäten zusammen und das ist interessant. Ihr engagiert euch
00:20:25: auch sehr sozial in verschiedenen Gebieten. Ich sage jetzt einmal, Haiti, das war ein
00:20:28: Schlagwort. Da habt ihr ein oder zwei Abende für die Erdbebenopfer damals gemacht. Genau, das ist
00:20:35: 2010 entstanden. Das ist schon eine Zeit lang her, aber trotzdem ist es euch wichtig, euch sozial zu
00:20:40: engagieren. Das war ja nicht das einzige Projekt, das ihr gemacht habt. Warum ist das für euch
00:20:43: so wichtig oder für dich so wichtig? Naja, das war eben in einer Zeit, wo wir beide sehr viel
00:20:48: gearbeitet haben und wirklich auch einen schönen Erfolg hatten und dann war diese Zeit eben... Und
00:20:53: ich habe immer irgendwie gedacht, ja, dieser Beruf ist schön und er macht auch Leuten Freude, aber
00:20:57: irgendwie ist er mir zu egozentrisch eigentlich. Es geht sehr viel um einen selbst, es geht sehr
00:21:02: viel darum, dass du das Produkt bist. Du wirst geschminkt, du stehst auf der Bühne. Man ist so im
00:21:07: Fokus und es war mir eigentlich zu ich-zentriert, dieser Beruf. Und ich habe mir gedacht, mir
00:21:12: fehlt irgendetwas und dann kam eben dieses Erdbeben in Haiti und dann haben wir gesagt:
00:21:16: was können wir da tun, irgendetwas muss man ja tun, weil es einfach so eine riesige
00:21:18: Katastrophe war. Und da haben wir gemerkt, was wir tun können, ist der Zugang zu den Menschen,
00:21:23: nämlich zu den Menschen, die wiederum spenden, indem wir ihnen ein Produkt bieten, indem wir
00:21:29: Konzerte auf die Bühne stellen. Das haben wir dann über viele Jahre gemacht, das erste war Haiti.
00:21:33: Später dann Integrationsprojekte, wo wir Kinder damit unterstützt haben. Ich muss sagen, in den
00:21:38: letzten Jahren ist das natürlich ein bisschen weniger geworden, weil wir einfach familiär...
00:21:41: Sehr engagiert wart. ...sehr intensiv eingespannt waren mit den Kindern zur Arbeit dazu und dann kam
00:21:47: sowieso die Pandemie, wo Menschen zusammenkommen, war schwierig. Wir haben dann online ein paar
00:21:51: Sachen gemacht, so Videos mit Spendenaufrufen. Es geht noch immer ganz ok, aber ich hoffe, dass
00:21:58: es auch wieder Zeiten gibt, wo wir auch wieder unsere traditionelle Art und Weise Spenden zu
00:22:01: lukrieren mit großen Konzerten fortführen können. Ihr wurdet für euer soziales Engagement auch mit
00:22:06: dem Ehrenkreuz der Republik ausgezeichnet. Ja, das hat uns ein bisschen überfordert. Das
00:22:10: hat euch überfordert? Aber das ist schon etwas Besonderes. Ja, wir haben uns gedacht, unter 40
00:22:15: dieses Kreuz zu bekommen, puuh. Ja, ich habe auch gedacht, man bekommt das erst später. Wann habt
00:22:20: ihr es bekommen, unter 40? Ja, das war 2018 und ja wir hatten da schon einige 100 000 Euro gesammelt,
00:22:25: das ist schon wahr, aber trotzdem ist das schon eine sehr große Ehre und dann dachte ich,
00:22:32: das ist so am Ende des Lebens, kurz bevor man abnippelt. So dieser Ehrenpreis. Ja genau und
00:22:38: jetzt gib eine Ruh'. Dieses soziale Engagement ist das eine. Du hast aber auch noch ein zweites
00:22:45: Standbein jetzt forciert, du hast dich einfach bei der Privatuniversität angemeldet und hast
00:22:52: deinen Masterabschluss gemacht. Interessant. Ich habe einen MBA gemacht, ja. Ja, warum? Ja, also
00:22:58: Wirtschaft und Management. Naja, eigentlich schon so, ich wäre schon offen für Herausforderungen,
00:23:05: was Kulturmanagement betrifft bzw. Intendanzen oder künstlerische Leitungen oder so. Und da
00:23:11: ist natürlich ein bisschen ein wirtschaftliches Know-How von Marketing bis Rechnungswesen was auch
00:23:17: immer, dass man da als Künstler noch tiefer auch in diese Management-Themen hineinkommt, sicher von
00:23:24: Vorteil und ich habe das berufsbegleitend gemacht über einige Zeit. Was auch anstrengend ist. Ja,
00:23:29: wir haben natürlich immer wieder Leerzeiten, das ist so, wenn ein Engagement aus ist. Manchmal
00:23:35: überlappt es, dann ist es extrem stressig, manchmal hat man dann aber Zeit dazwischen
00:23:38: und ich wollte diese Zeit immer mit irgendetwas auffüllen. Früher haben wir sehr viele Reisen
00:23:42: gemacht, da sind wir dann eben mit dem Rucksack losgezogen in dieser Zeit. Das hat sich dann mit
00:23:48: den Kindern natürlich ein bisschen aufgehört und da habe ich gesagt, ok, was mache ich in der Zeit,
00:23:51: ich möchte sie irgendwie sinnvoll nutzen. Die Masterarbeit war das Magdas Hotel Wien,
00:23:55: dieses Businessprojekt zur Integration von Flüchtlingen im Arbeitsmarkt, warum hast
00:24:01: du dir das ausgesucht? Ich habe ein Praktikum bei der... also, auch nach einem Engagement einmal,
00:24:05: wo ich auch ein bisschen "fed up" von unserem Beruf war, von diesem ständig im Fokus stehen
00:24:11: und auf der Bühne sein. Da habe ich ein Praktikum oder Volontariat bei der Caritas gemacht, bei der
00:24:17: Caritas Österreich. Und da habe ich mein Studium auch gemacht damals und da bin ich dann mit diesen
00:24:22: Projekten in Berührung gekommen, mit diesem Social Business-Projekt. Das war relativ neu
00:24:25: damals und ich freue mich sehr, dass es das noch immer gibt. Also, 7 Jahre. 2015 ist es gerade ein
00:24:31: halbes Jahr gewesen, als ich die Arbeit darüber geschrieben habe. Jetzt ist es 2022 und ja,
00:24:36: es funktioniert noch immer sehr gut und es ist ein super Projekt. Wolltest du dieses Studium machen,
00:24:43: weil du genug von der Bühne hast oder sagst, es ist ein Ende in Sicht? Es wird irgendwann
00:24:49: einmal aus sein. Also, ich bin leidenschaftlicher Darsteller und leidenschaftlicher Musiker, aber
00:24:55: ich bin... Realist? Gar nicht Realist, ich weiß nicht, es gibt Schauspieler, zum Beispiel „Jopi“ Heesters, der
00:25:02: ist noch mit 103 auf der Bühne gestanden. Also, es gibt alles mögliche. Frage ist, will man das
00:25:09: für sich selbst. Aber es gibt einfach Menschen, die sagen, ich will nichts anderes, das ist das,
00:25:13: was ich will und die wollen einfach nur das. Das war bei mir nie so. Ich habe immer mehr Interessen
00:25:17: gehabt. Darum kann ich auch ein Studium machen, was so weit weg von meinem Beruf ist eigentlich.
00:25:22: Weil, wenn ich mich dann mit der Materie befasse, dann kippe ich da hinein und dann funktioniert das
00:25:26: eigentlich, dass ich dort etwas interessant finde. Das kann jetzt ein Vorteil sein, kann aber auch
00:25:31: ein Nachteil sein, wenn man eben nicht so total bei seinem Ding ist und das auch durchpeitschen
00:25:35: möchte und auch wirklich Durststrecken durchtaucht, habe ich natürlich auch
00:25:39: durchtaucht. Ich bin aber auch wirklich für andere Dinge offen, aber irgendwie müssen
00:25:44: sie im Endeffekt berufsnah bleiben, weil da habe ich natürlich meine Erfahrung, im Veranstalten,
00:25:49: auf der Bühne sein, im Coachen, was auch immer in diese Richtung. Das sind jetzt 20 Jahre,
00:25:54: wo ich einfach im Ausland Erfahrung gesammelt habe, wo ich im Inland Erfahrung auf kleinen,
00:26:01: auf großen Bühnen gesammelt habe. Da sage ich einmal, es wäre komisch jetzt Förster zu werden,
00:26:06: auch wenn ich die Ruhe im Wald liebe, weil da gibt es andere, die bessere Erfahrungen haben. Also,
00:26:10: es ist schon klar, dass man mit über 40 dann eher in seinem Metier irgendwo bleibt. Würde sich ja
00:26:16: gut verbinden lassen eigentlich. Ja. So wäre der Plan? Ja, das wäre der Plan. Ist das Wiener
00:26:24: Publikum etwas Besonderes? Du hast jetzt schon in mehreren Städten gesungen. Sind die treuer,
00:26:29: sind die anhänglicher? Sind die für Musical stark zu begeistern? Also, ja, natürlich hier ist mein
00:26:39: Haupt-Zuhause sage ich einmal, meine Hauptbühnen, Raimundtheater, Ronacher, da habe ich eben
00:26:43: wirklich am meisten gespielt. In der Volksoper dann auch, aber natürlich das Raimundtheater...
00:26:47: Sie sind insofern besonders, weil die Wiener Fans schon sehr treu sind. Schon? Das ist sehr schön,
00:26:53: aber die Wiener Premieren sind eben auch ziemlich die Hölle, sage ich einmal, weil bei den Wiener
00:26:59: Premieren wirklich viele Leute hingehen, die es einfach nur blöd finden wollen, da gibt es auch
00:27:03: sehr viele. Also, die einfach nur aus...die einfach reden, tratschen wollen, die einfach
00:27:09: Dinge schlecht machen wollen. Ok, ja, aber das ist das Gemüt dann auch, oder? Ja, das
00:27:12: ist schon sehr special Vienna, sage ich einmal. Ok. Aber eine ganz andere Erfahrung zum Beispiel,
00:27:19: was das Publikum betrifft, war Japan. Wie sind die? Das ist ein ganz anderes Publikum.
00:27:25: Die sind sehr neutral positiv. Da gibt es diese Beurteilung gar nicht so extrem irgendwie und
00:27:31: die sind auch ganz ruhig. Also, bei uns hast du ja schon ein Publikum, das sehr mitgeht.
00:27:34: Und die Japaner sind wirklich so, da machen sie so - kurzes Händeklatschen - und dann geht das
00:27:37: nächste Lied wieder los - kurzes Händeklatschen - das ist ganz lustig. Und darum war es schön,
00:27:42: dass bei den Japansachen dann, wenn die Europäer auf der Bühne sind, wir es schaffen sie
00:27:49: noch ein bisschen aus der Reserve herauszuholen. Aber da kommen wenig Emotionen herüber?
00:27:52: Tendenziell wenig. Also, was für uns wenig ist, ist für sie schon sehr viel. Wer da übrigens
00:27:59: auch schon einmal dort war, weil wir von ihm schon gesprochen haben und von der Freundschaft, ist
00:28:03: der Herr Baumgartner, Dr. Baumgartner. Der hat uns auch einmal in Japan besucht, bei einem Konzert.
00:28:07: So treu ist der. So treu ist der. Wann sieht man dich jetzt wieder auf der Bühne? Ja, also
00:28:15: wie gesagt, ab Mai... Was ist jetzt das nächste? Ab Mai ist wieder sehr viel los, da habe ich dann
00:28:19: viele Konzerte, da ist Elisabeth vor Schönbrunn geplant. Auch mit deiner Frau gemeinsam,
00:28:25: Marjan Shaki? Nein, nein, das ist wieder eine andere Gruppe. Mark Seibert ist dabei,
00:28:30: Maya Hakvoort ist dabei. Mit Marjan habe ich dann wieder ein paar Konzerte im Sommer,
00:28:34: dann Sunset Boulevard auf der Bühne Baden, das ist so mein großes Sommerengagement. Und
00:28:39: im Herbst geht es dann wieder weiter mit The Sound of Music in Salzburg, im Salzburger Landestheater.
00:28:44: Das ist im Herbst wieder. Die Texte sitzen alle? Die Texte sind eigentlich immer meine kleinsten
00:28:49: Probleme. Was ist dann das große Problem? Das große Problem ist schon manchmal die Zicke in mir,
00:28:56: die Stimme ist einfach, wenn sie gut läuft, dann ist sie toll, aber bei uns ist eben schon ein
00:29:01: Schnupfen blöd. Ja. Aber der Schnupfen behindert unser Instrument schon ein bisschen, also da ist
00:29:08: dann schon irgendwas ein bisschen verstopft. Da klingst du einfach nicht so wie sonst. Du
00:29:11: fühlst dich anders, du hast nicht so ein Körpergefühl oder Stimmgefühl wie sonst,
00:29:16: insofern ist man schon ein bisschen unsicher, funktioniert das heute? Also,
00:29:19: das ist eben auch das, was den Kopf mitnimmt. Die Psyche. Das ist eben unser großes Steckenpferd und
00:29:28: darum sind wir gleich immer so, wenn da jemand ein bisschen verkühlt ist, dann geh mal weg von mir,
00:29:33: wo ich mir früher gedacht habe, was hat denn der, aber er ist eben Sänger. Das kennt jeder Sänger,
00:29:38: dass wir da irgendwie sehr anfällig sind. Aber mit Kindern ist das schwierig, die bringen doch alles
00:29:42: mit, was es im Kindergarten gibt. Mit Kindern ist es in der Tat schwierig, ja. Also, ja,
00:29:46: darum sage ich ja, mein Beruf hat sich schon mit Kindern verändert. Einerseits der Schlafmangel,
00:29:50: andererseits natürlich die Krankheiten, die du dann immer wieder bekommst. Ich habe aber jetzt
00:29:54: eine Methode, die sehr in ist, die wirklich, glaube ich, ganz gut funktioniert, dieses kalt
00:29:59: Baden, die Wim-Hof-Methode. Also, ich gehe jeden Tag ins kalte Wasser oder dusche kalt und das soll
00:30:06: das Immunsystem sehr stärken. Auch im Winter? Auch im Winter, vor allem im Winter. Und ihr geht auch
00:30:10: viel hinaus, das ist ja auch gut. Wir sind relativ viel draußen und wir sind einfach mitten im Wald.
00:30:16: Das hilft auch schon. In der Nähe von uns ist eine Haftanstalt für lungenkranke Häftlinge, das heißt,
00:30:22: es soll anscheinend sehr gute Luft sein, wenn sogar lungenkranke Häftlinge bei uns in der
00:30:27: Nähe sind. Was wünschst du dir für die Zukunft? Machst du jetzt den Doktor? Die Dissertation,
00:30:32: oder? Das muss man erst einmal schauen, das ist ein sensibles Thema. Aha. Ich weiß es noch nicht,
00:30:40: es kommt natürlich immer auf die Zeitressourcen an. Also, heuer, kommt mir vor, ist das Jahr
00:30:44: schon sehr dicht, von den Terminen. Jetzt geht es gerade, aber ja, es wird wieder sehr dicht werden
00:30:49: und auch der Herbst wird sehr dicht werden, glaube ich. Da passieren auch noch Sachen, die noch nicht
00:30:55: publik sind, es wird wahrscheinlich sehr dicht werden, aber wer weiß. Ich habe da keinen Stress,
00:31:00: was das betrifft. Was ich mir wünsche... Meine Wünsche sind so groß, sie sind gar nicht
00:31:06: individuell auf mich bezogen, sondern sie sind eher so global, aber das hilft nichts, wenn ich
00:31:10: mir das wünsche, weil das passiert sowieso nicht. Alles Gute, viel Erfolg! Wir freuen uns auf die
00:31:17: nächsten Termine, wir freuen uns alle, wir hungern ja der Kultur entgegen. Also, wir freuen uns sehr,
00:31:22: dass wieder etwas passiert auf diesem Sektor und auch musical-technisch, dass wieder etwas
00:31:26: passiert. Hoffentlich, ja. Da sind einige Projekte jetzt in der Pipeline. So ist es. Wir freuen uns
00:31:31: sehr. Pass auf deine Ohren auf und vor allem auf die Stimme! Mach weiter deine Kneipptouren
00:31:36: oder was auch immer das ist. Danke für deinen Besuch, Lukas Perman! Vielen Dank! Danke Ihnen
00:31:41: für das Zuhören! Danke, dass Sie wieder mit dabei waren bei den Hörgesprächen - Sinnvolles
00:31:44: aus dem Leben. Bis zur nächsten Folge! Auf Wiederhören. Passen Sie gut auf Ihre Ohren auf.
00:31:58: Der erste Schrei von meiner ersten Tochter und der erste Schrei von meiner zweiten Tochter.
00:32:08: Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man sich wirklich auf die einzelnen Sinne konzentriert
00:32:14: und dazu gehört auch das Hören. Wenn man wirklich probiert, alle anderen Sinne auszuschalten und nur
00:32:20: diesen einen Sinn ganz bewusst benutzt und sieht, was das mit einem macht.
00:32:32: Definitiv. Ich hätte Musik nicht hören können und ohne Musik hätte ich meinen
00:32:37: Beruf so sicher nicht gefunden und damit meine Frau nicht und viele andere Dinge.
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