#24 - Laura Korhonen - Österreichs einzige Profisängerin mit zwei Cochlea Implantaten

Shownotes

Hörgespräche: Sinnvolles aus dem Leben – Wöchentliche Interviews mit bewegenden Persönlichkeiten. Mehr dazu auf https://hoerenbewegt.at​​​

Gast: Laura Korhonen Moderation: Carola Gausterer

Inhalt der Sendung: Musik hat im Leben der gebürtigen Finnin schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Neben ihrer Tätigkeit als Musiklehrerin tourt sie mit Ihrer Band „Satuo“ regelmäßig durch Österreich und begeistert Publikum und Fans.

Einige Jahre war es Laura nicht möglich, diesen Traum zu Leben. Zahlreiche Hörstürze prägten diese schwere Zeit, die folglich zu einer vollständigen Taubheit auf beiden Ohren führten. Schnell war klar, dass sie nur der Einsatz moderner Cochlea Implantate zurück in die Welt der Musik und Klänge bringen konnte. Voller Dankbarkeit wieder hören zu können, schaffte es die sympathische Wahl-Waldviertlerin, durch Rehabilitation und konsequentes Hörtraining heute wieder auf der Bühne zu stehen.

Erleben Sie ein sehr bewegendes Hörgespräch mit einer äußerst liebenswerten Musikerin auf ihrem Weg zurück zum Hören!

Über HÖREN BEWEGT: Alles um uns ist Kultur. Sie bedeutet die Gestaltung des Zusammenlebens, Traditionen, Geschichte Politik sowie den künstlerischen Ausdruck einer Gesellschaft. Die Pflege und Entwicklung jeglicher Form von Kultur erfordert zwischenmenschlichen Austausch. Welche entscheidende Rolle ein intaktes Gehör dabei zukommt, zeigt die Initiative HÖREN BEWEGT. Themen und Events zu Leben, Kunst, Bildung und vielem mehr lassen Sie eintauchen in die spannende und wunderbare Welt des Hörens! Mehr zur Initiative HÖREN BEWEGT auf https://hoerenbewegt.at​​​

Über MED-EL: MED-EL Medical Electronics, führender Hersteller von implantierbaren Hörlösungen, hat es sich zum vorrangigen Ziel gesetzt, Hörverlust als Kommunikationsbarriere zu überwinden. Das österreichische Familienunternehmen wurde von den Branchenpionieren Ingeborg und Erwin Hochmair gegründet, deren richtungsweisende Forschung zur Entwicklung des ersten mikroelektronischen, mehrkanaligen Cochlea-Implantats (CI) führte, das 1977 implantiert wurde und die Basis für das moderne CI von heute bildet. Damit war der Grundstein für das erfolgreiche Unternehmen gelegt, das 1990 die ersten Mitarbeiter aufnahm. Heute beschäftigt MED-EL weltweit mehr als 2200 Personen aus ca. 75 Nationen in 30 Niederlassungen. Das Unternehmen bietet die größte Produktpalette an implantierbaren und implantationsfreien Lösungen zur Behandlung aller Arten von Hörverlust; Über 200.000 Menschen in 124 Ländern hören mithilfe eines Produkts von MED-EL.
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Transkript anzeigen

00:00:00: Mir geht es sehr gut, das kann ich  wirklich sagen. Ich habe das Gefühl,  

00:00:05: dass ich mein Leben und noch mehr  zurückbekommen habe. Das heißt,  

00:00:10: Hören hat für dich, deshalb nochmals zum  Eingang unseres Gesprächs, Hören hat für  

00:00:14: dich eine ganz besondere Bedeutung. Schon,  ja. Ich bin einfach so dankbar. Wir sollten  

00:00:21: das auch nicht so selbstverständlich sehen, zu  hören, weil es nicht selbstverständlich ist.

00:00:47: Hallo! Schön, dass Sie wieder dabei sind, herzlich  Willkommen bei den Hörgesprächen - Sinnvolles  

00:00:51: aus dem Leben mit spannenden und vor allem  interessanten Gästen aus den verschiedensten  

00:00:55: Bereichen des Lebens. Der Fokus liegt bei uns  natürlich ganz klar beim Thema Hören. Heute  

00:01:01: haben wir eine Sängerin, Musikerin, Musiklehrerin  zu Gast, zweifache Mama, extra aus dem Waldviertel  

00:01:08: angereist zu uns. Ich freue mich sehr, dass du da  bist. Laura Korhonen ist bei uns, hallo! Hallo,  

00:01:13: Dankeschön. Herzlich Willkommen! Jetzt musst du  erklären, Korhonen - woher kommt deine Familie  

00:01:18: ursprünglich? Also, ich komme aus Helsinki,  aber ich bin schon sehr lange in Österreich,  

00:01:23: ich bin aber in Helsinki aufgewachsen. Bei uns  geht es um das Hören. Was bedeutet Hören für dich?  

00:01:29: Hören bedeutet für mich sehr viel und seit ein  paar Jahren noch mehr als ich früher gedacht habe  

00:01:37: eigentlich. Auch wenn man nicht hört, bedeutet das  für mich mehr als früher. Wenn man wieder hört,  

00:01:47: das bedeutet für mich noch mehr. Jetzt müssen wir  erklären, warum. Man sieht es ja schon, du bist  

00:01:53: beidseitig operiert. Genau. Cochlea-Implantate.  Deshalb hat Hören für dich noch mehr Bedeutung  

00:02:00: erlangt, weil du eine Zeit lang nicht gehört  oder sehr schlecht gehört hast. Genau. Erzähl  

00:02:04: mir einmal deine ganze Geschichte. Es kam zu  Hörstürzen. Genau, genau. Was ist da passiert?  

00:02:11: War da eine Stresssituation? Was ist da passiert?  Ja, das ist eine gute Frage. Ich glaube, viele,  

00:02:16: viele Sachen sind auf einmal passiert, aber  ich höre eigentlich seit 2009 schlecht. Also,  

00:02:23: ich bin 2009 nach Wien gekommen, weil ich hier  Jazzgesang studieren wollte. Ich wollte zuerst nur  

00:02:30: ein Jahr hier bleiben und einfach Gesang studieren  bei der Jazzsängerin Ines Reiger. Also, ich bin  

00:02:39: im September nach Wien gekommen und im November  eines Tages habe ich mich irgendwie ganz komisch  

00:02:45: gefühlt. Ich habe dann meiner Gesangslehrerin  gesagt, dass, wenn ich mein Ohr berühre,  

00:02:50: dann höre ich das nicht. Und mir ist ein bisschen  schwindlig und ich habe einen Tinnitus. Damals  

00:02:54: habe ich nicht gewusst, was das ist. Ich habe das  eine Woche lang ignoriert und meine Lehrerin hat  

00:03:00: mich dann sofort nach der Gesangsstunde ins  Spital, ins AKH geschickt. Sie hat gewusst,  

00:03:05: was das ist. Sie hatte schon einen Hörsturz  gehabt, also sie hat sich gut ausgekannt. Und  

00:03:10: im AKH haben sie mich sofort hineingenommen und  mein Gehör ist wieder mit Cortison zurückgekommen.  

00:03:18: Wie lange hat das gedauert? Eine Woche. Also, ich  habe mit dem linken Ohr schlechter gehört so ein  

00:03:27: paar Tage und dann ist mein Gehör langsam wieder  zurückgekommen, aber dann hatte ich zum ersten  

00:03:31: Mal richtig viel Tinnitus, aber dann ist mein  Gehör wieder zurückgekommen und ich habe dann  

00:03:37: weiterstudiert. Hast du dir gar nichts dabei  gedacht, hast du dir gesagt, ok, das ist jetzt  

00:03:41: wieder alles in Ordnung? Ja, schon, ja. Ich habe  mich irgendwie nicht gestresst oder erschöpft  

00:03:47: gefühlt. Natürlich war es eine große Veränderung  allein nach Wien zu kommen, auch wegen der Sprache  

00:03:54: Deutsch und Englisch und alles war neu für mich,  aber es war trotzdem ganz überraschend. Und dann  

00:04:00: leider 2010 rund um Ostern habe ich wieder  einen Hörsturz bekommen und dann habe ich  

00:04:07: sofort gewusst, was es ist. Ich bin dann sofort  selber ins AKH gegangen. Also, nicht eine Woche  

00:04:13: wieder gewartet, sondern gleich? Ja, genau,  gleich, weil ich sofort gewusst habe, was  

00:04:18: jetzt passiert und ich wusste, ich muss schnell  sein. Dann ist leider mein Gehör links nicht  

00:04:25: mehr zurückgekommen. Also, ich habe Cortison  bekommen, sie haben auch eine kleine OP gemacht,  

00:04:30: die heißt Tympanotomie, aber mein Gehör ist  dann nicht mehr zurückgekommen. Ich hatte  

00:04:33: schon Restgehör, aber ich habe mit dem linken  Ohr deutlich schlechter gehört. Aber da stürzt,  

00:04:40: kann ich mir vorstellen, eine Welt zusammen. Du  bist Musikerin, du bist Lehrerin... Ja. Was ist in  

00:04:46: dir vorgegangen? Ja, es war natürlich ein riesiger  Schock, aber ich war gleichzeitig so dankbar,  

00:04:54: dass ich noch ein Ohr hatte. Ich konnte eigentlich  mit dem rechten Ohr ganz gut weiterstudieren und  

00:05:03: ich habe eine Band gegründet, ich habe meinen Mann  kennen gelernt. Wir haben unsere Band gegründet.  

00:05:11: Wie heißt die Band? Du musst gleich ein bisschen  Werbung machen. Bitte? Wie heißt die Band? Satuo.  

00:05:14: Satuo heißt Märchen auf Finnisch. Wir waren  zuerst ein Duo, also deswegen ein Satuo. Genau.  

00:05:21: Das heißt, die Zeit war sehr aufregend und da ist  viel passiert. Ja. Und du hast das linke Ohr ein  

00:05:28: bisschen ignoriert? Ja, eigentlich schon, musste  ich auch, weil die Ärzte im AKH mir auch gesagt  

00:05:37: haben, dass mein Gehör links wahrscheinlich  nicht mehr zurückkommt, aber es ist sehr,  

00:05:41: sehr unwahrscheinlich, dass dasselbe rechts  auch passieren würde. Und das habe ich auch  

00:05:46: gedacht und dann habe ich einfach weiterstudiert  und wie gesagt Musik gemacht. Viele Jahre später  

00:05:53: waren wir in Prag auf Tour, ich und Aron, mein  Mann, zu zweit. Und dort, das war unser letztes  

00:06:00: Konzert, wir hatten viele Konzerte in Prag und  Budapest und auch in Österreich und da war ich  

00:06:05: schon erschöpft. Das habe ich schon gespürt.  Wir wollten heimfahren und ich bin im Auto  

00:06:11: eingeschlafen und als ich dann munter geworden  bin, habe ich rechts einen Hörsturz gehabt. Also,  

00:06:17: dann habe ich plötzlich mit beiden Ohren kaum  etwas gehört. Dann habe ich auch sofort gewusst,  

00:06:22: ok, ich habe jetzt wieder einen Hörsturz gehabt.  Es war ein sehr unangenehmes Gefühl. Wir sind dann  

00:06:27: nicht in Tschechien ins Spital gefahren,  sondern wieder ins AKH. Wir haben auch  

00:06:32: angerufen und gesagt, dass wir jetzt kommen.  Da sind auch die Spezialisten zu Hause. Ja,  

00:06:35: genau und sie haben mich schon gekannt. Ich habe  mich dort irgendwie sicher und wohl gefühlt,  

00:06:39: deswegen sind wir dann hingefahren und mein Gehör  ist wieder zurückgekommen. Es kam wieder? Es kam  

00:06:45: wieder mit Cortison. Ich war wieder eine Woche  drinnen. Und dann habe ich zum ersten Mal gedacht,  

00:06:52: ok, das ist möglich, dass ich mit meinen beiden  Ohren wahrscheinlich oder vielleicht irgendwann  

00:06:59: nicht mehr hören kann. Das war das erste Mal, dass  du das für dich ausgesprochen hast? Genau, obwohl  

00:07:06: die Ärzte mir schon so oft gesagt haben, das ist  sehr unwahrscheinlich, dass das passiert. Das  

00:07:10: passiert sicher nicht und machen Sie sich keine  Sorgen. Aber dann habe ich mir gedacht, ok,  

00:07:13: es kann wirklich passieren und dann habe ich das  ein bisschen bearbeitet, aber gleichzeitig auch  

00:07:20: ignoriert, weil sonst wäre es für mich schwieriger  gewesen, weiter zu leben. Ich wollte nicht nur  

00:07:26: Angst haben. Das ist eben auch ein großes Thema,  oder? Genau, genau. Besonders weil ich Musik  

00:07:32: machen wollte. Ja und ohne Gehör? Ja, genau.  Das geht doch nicht, oder? Nein, das geht gar  

00:07:39: nicht. Das geht gar nicht, du singst, du spielst  welche Musikinstrumente? Als Kind habe ich Geige  

00:07:44: gespielt und dann Klavier und ich singe. Also,  ich habe dann wirklich Gesang studiert. Ja, dann  

00:07:52: kam das Gehör zurück. Ja, genau. Was ist denn dann  passiert? Dann habe ich viele, viele Jahre wieder  

00:07:59: Ruhe gehabt. Dann verdrängt man das wahrscheinlich  auch ein bisschen, oder? Auch, ja. Ja, natürlich,  

00:08:03: aber in meinem Leben sind auch viele  Änderungen passiert. Ich bin Mutter  

00:08:08: geworden und wir wollten dann nicht mehr in Wien  leben, sondern am Land. Wir haben ein Haus gebaut,  

00:08:14: dann habe ich auch 1 1/2 Jahre mit meiner  Schwiegermama gelebt und das waren viele, viele  

00:08:19: große Veränderungen für mich. Die Umstellung. Und  dann war ich zum zweiten Mal schwanger und wir  

00:08:25: haben auch viele Konzerte mit der Band gehabt.  Wir haben auch zwei Alben aufgenommen mit nur  

00:08:32: einem Ohr. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass ich  nur mit dem rechten Ohr eigentlich gut klarkomme.  

00:08:34: Es war schon immer ein bisschen ein Kampf und  ich habe dann manchmal auch Hörgeräte gehabt,  

00:08:40: auf der Bühne oder so. Aber ein bisschen schlecht  zu hören, war auch normal für mich. Aber es ist  

00:08:49: viel passiert. Wie laut ist denn die Musik, wenn  du sagst, du hast mit Hörapparaten gearbeitet,  

00:08:53: damit du überhaupt singen kannst? Wie war denn  das auf der Bühne? Ist das eine laute Musik?  

00:08:58: Kannst du deine Musik beschreiben, die du machst?  Dass wir uns vorstellen können, wie laut das auf  

00:09:02: der Bühne für dich gewesen ist. Unsere Musik ist  schon lauter als akustische, klassische Musik zum  

00:09:11: Beispiel. Also, wir mischen Jazz mit Pop und Folk  Musik. Wir haben ein Schlagzeug, eine E-Gitarre  

00:09:18: und einen E-Bass oder Kontrabass und ich singe  natürlich mit dem Mikrofon. Also sozusagen,  

00:09:22: wir haben schon laut gespielt. Dann ziehen  die Jahre ins Land. Genau und ich bin dann  

00:09:32: zum zweiten Mal schwanger geworden 2017.  2018 im Sommer habe ich dann meine zweite  

00:09:41: Tochter bekommen. Die Geburt war sehr schwierig,  aber ich habe mich mit dem Baby irgendwie nicht  

00:09:50: müde oder erschöpft gefühlt. Also, irgendwie ist  alles problemlos gelaufen mit dem zweiten Kind,  

00:09:59: mit dem Baby und dem Alltag. Eines Tages habe ich  trotzdem wieder einen Hörsturz bekommen, rechts.  

00:10:06: Aus dem Nichts heraus? Eigentlich schon. Wenn ich  aber jetzt zurückdenke, dann waren da schon viele  

00:10:15: Veränderungen gleichzeitig. Also, wahrscheinlich  war ich erschöpft, ohne dass ich das gewusst  

00:10:20: habe. Ja, man funktioniert vielleicht auch  einfach, verdrängt das Ganze ein bisschen. Ja,  

00:10:24: das sowieso. Als Mutter muss man funktionieren.  Ich habe meinen Hörsturz rechts in der Nacht  

00:10:34: bekommen, am Abend hatte ich ein komisches  Gefühl. Und dann habe ich gedacht, ich glaube,  

00:10:41: dass ich einen Hörsturz bekomme und das habe  ich meinem Mann auch gesagt. Ich hatte irgendwie  

00:10:45: so ein komisches Gefühl, weil mein Tinnitus  lauter war. Dann bin ich schlafen gegangen und  

00:10:50: dann in der Nacht aufgewacht und habe einen  Hörsturz gehabt. Wie ist das? Wie weiß ich,  

00:10:55: dass ich einen Hörsturz habe? Wie äußert  sich das? Also, mir war immer schlecht,  

00:11:02: schwindlig und mein Tinnitus war sehr laut  und man hört schlechter. Also, es war ein  

00:11:11: sehr unangenehmes Gefühl. Du hast gesagt, es ist  mitten in der Nacht passiert. Wartet man dann bis  

00:11:17: alle aufstehen und sagt man dann, es ist schon  wieder so weit. Oder hast du gleich deinen Mann  

00:11:21: aufgeweckt und ihr seid ins AKH gefahren? Ja, ja.  Dieses Mal sind wir dann nur nach Zwettl gefahren  

00:11:26: ins Spital. Dort habe ich dann wieder Cortison  bekommen und mein Gehör ist wieder zurückgekommen.  

00:11:35: Ich war dann natürlich sehr erleichtert. Ich habe  das Baby auch mitgehabt im Spital und dann war ich  

00:11:41: eine Woche im Spital. Dann bin ich heimgekommen,  aber zwei Tage nachher habe ich leider hohes  

00:11:48: Fieber bekommen. Wahrscheinlich habe ich eine  Bakterie aus dem Spital bekommen. Eine bakterielle  

00:11:52: Entzündung? Ja. Ich habe dann Sepsis bekommen,  also ich musste dann zurück ins Spital. Ich war  

00:12:00: sehr krank. Ach du meine Güte mit dem kleinen  Kind auch. Ja, ich habe gestillt und ich wollte  

00:12:06: nicht abstillen. Es hat dann gedauert bis sie  herausgefunden hatten, was ich hatte und welches  

00:12:11: Medikament ich bekommen darf, weil ich gestillt  habe. Dann war ich wieder eine Woche im Spital,  

00:12:18: aber ich bin dann Gott sei Dank wieder gesund  geworden. Ich war wirklich sehr krank. Das hatte  

00:12:24: wahrscheinlich nichts mit dem Hören zu tun. Aber  das kam dann kurz darauf? Ja, genau. Dann bin ich  

00:12:30: wieder heimgekommen und dann habe ich wieder  einen Hörsturz bekommen. Der wievielte war das  

00:12:37: jetzt dann? Das war 2018, das war zum zweiten  Mal. Ich weiß nicht warum, aber mein Gehör ist  

00:12:46: irgendwie... Ich hatte den Hörsturz gehabt, dann  ist mein Gehör wieder ein bisschen zurückgekommen,  

00:12:51: dann wieder weggegangen und zurückgekommen.  Wir sind dann nach Krems gefahren und ich  

00:12:56: habe verschiedenste Ärzte besucht. Sie haben auch  gedacht, dass ich vielleicht nur Morbus Menière  

00:13:03: habe, weil mir auch so schwindlig war, aber  dann doch nicht. Sie haben auch nicht gewusst,  

00:13:08: was sie mit mir machen sollten. Aber dann Ende  November ist mein Gehör nicht mehr zurückgekommen.  

00:13:14: Nicht mehr... Ich hatte noch ein bisschen  Restgehör, das schon. In St. Pölten haben sie  

00:13:23: mir dann gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit,  dass mein Gehör zurückkommt, sehr gering ist.  

00:13:28: Sie haben mir damals sofort gesagt, dass, wenn  ich wieder hören möchte, dann brauche ich schon  

00:13:34: die Implantate. Stürzt da eine Welt zusammen  für einen, gerade wenn man Musiker ist? Also,  

00:13:43: damals war die Musik eigentlich sehr unwichtig  für mich. Es waren schon irgendwie die Kinder,  

00:13:49: das Baby, das so abhängig von mir war. Dann hört  man ja nicht einmal das Baby schreien oder... Ja,  

00:13:56: das auch natürlich. Also, mein Mann musste dann  in der Nacht aufstehen. Eigentlich immer noch,  

00:14:03: weil ich in der Nacht ohne Implantate  schlafe. Er ist zuständig in der Nacht,  

00:14:06: aber natürlich, das Baby war dann immer neben mir  und ich habe gestillt und das Baby schon gespürt,  

00:14:10: aber ich musste einfach überleben mit den  Kindern. Und die Musik... Ich hatte keine  

00:14:20: Zeit für das Trauern, ich konnte mir keine Sorgen  machen. Ich musste nur schauen, dass unser Alltag  

00:14:25: funktioniert und dass ich so gut wie möglich  funktioniere. Was ist dann passiert im November?  

00:14:31: Wie schnell kam der Entschluss, ich brauche jetzt  zwei Implantate, zwei Cochlea-Implantate? Wie  

00:14:36: schnell kam es dann zur OP? Wie ist die Geschichte  weitergegangen? Also, ich habe den ersten Termin  

00:14:41: sehr schnell bekommen. Wahrscheinlich auch,  weil ich so frisch fast taub war und auch,  

00:14:47: weil ich Musikerin bin. Ende Jänner habe ich schon  den ersten Termin bekommen. Sehr rasch. Das war  

00:14:53: schon sehr rasch. Operiert in St. Pölten? In St.  Pölten, Dr. Sprinzl. Ich bin sehr dankbar, dass  

00:14:58: er mich operiert hat und ich habe mich sowieso  in St. Pölten sehr wohl gefühlt. Das sind zwei  

00:15:06: Implantate, man sieht sie. Genau. Die über diesen  Magnet gehen. Schwarz sind sie, oder? Genau. Du  

00:15:13: gibst sie über Nacht hinaus? Ja, genau. Die sind  dann in einem Trockner drinnen. In einem Trockner.  

00:15:19: Bei dieser OP, wurdest du da gut aufgeklärt?  Wusstest du, was auf dich zukommt? Wie hat sich  

00:15:26: das ereignet? Wie war das damals? Ja, und ich habe  mich auch sehr gut informiert. Also, ich hatte  

00:15:32: nicht so viel Angst eigentlich. Die spielt ja  doch auch mit, man weiß es nicht, dieses Ungewisse  

00:15:38: vielleicht, oder? Ja, ja. Das habe ich schon  gewusst, dass ich nach der OP noch Reha brauche  

00:15:45: und dass das dann alles Schritt für Schritt besser  wird. Das habe ich schon ein bisschen gewusst,  

00:15:49: aber ich habe einfach gehofft, dass ich wieder  etwas hören kann. Das ist klar, ja. Wie hast  

00:15:56: du dich in der Zwischenzeit bis zur OP mit deinen  Kindern, mit deinem Mann verständigen können? Ja,  

00:16:00: das ist eine gute Frage. Wie macht man denn  das, wenn man plötzlich nichts mehr hört,  

00:16:04: nicht mehr reagieren kann? Es war mit der  älteren Tochter, die damals 3 1/2 war, mit  

00:16:09: ihr war es schwieriger, als mit dem Baby, weil mit  dem Baby muss man ja nicht so kommunizieren. Für  

00:16:15: sie war das sehr schwierig, weil sie noch nicht  schreiben konnte und sie hatte natürlich viele  

00:16:21: Wutanfälle und war sehr frustriert. Besonders,  wenn ich dann alleine mit den Kindern war, weil,  

00:16:27: wenn sie etwas hatte, dann musste sie manchmal  ins Handy reden und mein Handy hat das, was sie  

00:16:34: geredet hat, als Text wiedergegeben. Dann konnte  ich den Text lesen, was sie jetzt gebraucht hat  

00:16:41: oder so. Es war schon sehr frustrierend.  Wenn ich jetzt daran denke, weiß ich nicht,  

00:16:44: wie ich das geschafft habe. Rückblickend wirklich  eine dramatische Geschichte. Dann kam es zur OP  

00:16:50: und dann beginnt ja erst die eigentliche Arbeit.  Da sind zwei MED-EL Cochlea-Implantate eingesetzt  

00:16:55: worden. Ja, genau. Wie war das nach der OP? Erzähl  mal! Wie fühlt sich das an? Wie war der Prozess,  

00:17:05: dass du wieder hören lernen konntest? Du musst  das ja wieder erlernen. Genau. Erzähl mal!  

00:17:12: Wie ist es dir dabei gegangen? Bei der ersten  Anpassung habe ich mich mehr darüber gefreut,  

00:17:22: dass ich nur etwas gehört habe, obwohl alles  ganz komisch geklungen hat. Wie komisch? Wie  

00:17:25: klingt das denn? Die Stimme von meinem Mann war  ein bisschen wie Donald Duck. Echt? Wie klingt  

00:17:33: er sonst? Nicht wie Donald Duck, eher tief. Aber  es war schön ihn zu hören, oder? Ja, schon und ich  

00:17:43: habe alles verstanden. Also, nur die Klangfarbe  war anders. Die Lautstärke und die Klangfarbe.  

00:17:49: Aber das habe ich auch schon gewusst, dass  sich das mit der Zeit dann verbessert. Ich  

00:17:54: konnte sofort irgendwie besser im Alltag  funktionieren. Ich konnte sofort besser mit  

00:18:00: den Menschen kommunizieren. Und diese Anpassung,  wie funktioniert sowas? Das macht man mit dem  

00:18:07: Computer natürlich, dort schaut man, dass die  Lautstärke passt und natürlich, mein Gehirn muss  

00:18:12: auch wieder neu hören lernen. Da braucht  man dann neue Impulse, nach gewisser Zeit  

00:18:20: muss man dann lauter drehen. Dann gibt es auch  verschiedene Filter, wo man diese Feinheiten  

00:18:26: von Klängen auch bearbeiten kann. Das dauert schon  lange und so gut wie ich jetzt höre, das hat schon  

00:18:34: 2 Jahre gedauert. 2 Jahre? Insgesamt, würde ich  sagen. Und jetzt kann ich sagen, dass das alles  

00:18:41: für mich normal und authentisch klingt. So wie  früher? Eigentlich schon, ja, so wie früher. Also,  

00:18:47: entweder denke ich, habe ich schon vergessen wie  alles früher geklungen hat, aber das glaube ich  

00:18:52: auch nicht. Also, ich glaube, dass ich jetzt  wirklich einfach fast wie früher höre. Du hast  

00:18:59: gesagt, deine Tochter hat Wutanfälle gehabt. Wie  ist es ihr gegangen, als du die Implantate dann  

00:19:04: hattest und sie wieder gehört hast? Naja, sie war  natürlich sehr glücklich. Das glaube ich. Und für  

00:19:10: meine Kinder ist das jetzt schon so normal, dass  die Mama manchmal nichts hört. Und auch, wenn wir  

00:19:17: zum Beispiel schwimmen fahren, dann möchte ich  auch ohne die Implantate schwimmen. Es gibt aber  

00:19:23: auch die Möglichkeit, dass man sich so... Ja,  es gibt solche Schutzteile, aber ich möchte eher  

00:19:25: vorsichtiger sein, dass nichts passiert. Oder in  der Nacht oder wenn ich mich geduscht habe oder  

00:19:31: nasse Haare habe, dann wissen sie auch, dass  ich nichts höre. Sie schauen immer, ob ich die  

00:19:35: Geräte habe. Hat die Mama nasse Haare? Ja, genau.  Dann sprechen wir sie nicht an. Genau. Das heißt,  

00:19:39: du nimmst dir auch Momente, wo du wirklich die  Implantate herausgibst. Manchmal schon, ja. Aber  

00:19:47: eher sehr selten. Aber zum Beispiel in  der Schwimmhalle, das mag ich dann auch  

00:19:53: manchmal, wenn ich kurz gar nichts verstehen muss.  Das ist eigentlich manchmal auch angenehm. Jetzt  

00:20:03: war dieser Weg zwei Jahre lang, dieser Weg zurück  ins Hören. Wie ist es denn gesangstechnisch und  

00:20:08: vor allem auch als Lehrerin weitergegangen? Du  konntest ja nicht arbeiten. Nein. Das heißt, es  

00:20:12: kamen auch keine Einkünfte herein, oder? Das ist  auch schwierig. Ja und ich habe auch sehr lange  

00:20:17: nicht gewusst, was ich dann noch machen kann und  was ich alles mit den Implantaten noch schaffen  

00:20:23: werde. Also, ich war dann 2 Jahre lang im  Krankenstand eigentlich. Bevor ich taub geworden  

00:20:28: bin, habe ich in der Musikschule in Groß  Gerungs Pop- und Jazzgesang unterrichtet und  

00:20:31: mein Arbeitgeber ist ganz super. Er hat sehr viel  Geduld gehabt und immer gesagt, wir warten noch,  

00:20:37: wir warten noch, wir schauen, du kommst schon  zurück, das weiß ich. Aber niemand wusste, wie  

00:20:41: man wirklich zurückkommt. Nein, nein. Und mit der  Musik habe ich schon die meisten Probleme gehabt.  

00:20:48: Was meinst du da - die Probleme mit der Musik?  Weil man zuerst ein bisschen Schwierigkeiten mit  

00:20:57: den Tonhöhen hat und ich konnte die Intervalle  nicht richtig singen oder richtig hören. Das  

00:21:07: war wirklich ein Problem. Ich war auch sehr  emotional, auch sehr traurig, als ich dann  

00:21:16: irgendwie so unsicher mit der Musik war. Musik war  für mich immer etwas, das ich so gut konnte und  

00:21:24: ich musste nie denken, als ich gesungen habe.  Ich habe ja auch Musik studiert und plötzlich  

00:21:29: konnte ich nicht einmal "Alle meine Entchen"  richtig singen oder spielen. Das war schon sehr  

00:21:35: frustrierend. Das glaube ich. Auch für deinen Mann  wahrscheinlich, wenn ihr als Team unterwegs seid,  

00:21:39: eine ganze Gruppe hängt davon ab. Ja, ja. Du bist  Leadsängerin der Gruppe. Ja, genau, weil diese  

00:21:45: starke Sängerin war dann nicht mehr da. Naja, aber  du hast den Weg zurück gefunden und den wollen wir  

00:21:51: hören. Wie ging denn das weiter? Schritt für  Schritt. Weil du konntest "Alle meine Entchen"  

00:21:56: nicht singen... Ja, es ist schon ein Zusammenspiel  von den richtigen Anpassungen. Also, ich habe  

00:22:04: eine Musikspezialistin kennen gelernt, die die  Anpassungen in Innsbruck macht. Sie ist Ärztin und  

00:22:12: Spezialistin für Musikanpassungen. Ich habe sie  gefunden und seit 1 1/2 Jahren, eigentlich immer  

00:22:20: noch, macht sie die Anpassungen für mich. Sie  nimmt sich immer sehr viel Zeit und sie hat auch  

00:22:27: Erfahrungen, was Musik und Implantate betrifft  und sie hat wirklich gute Anpassungen gefunden  

00:22:33: mit denen ich sofort viel besser Musik hören und  verstehen konnte und besser intonieren konnte.  

00:22:39: Und dann konnte ich wieder mehr üben. Ich hatte  gerade eine Geburt gehabt, ich war schwanger,  

00:22:46: also musste ich deswegen auch von vorne beginnen  mit meiner Gesangstechnik. Eigentlich zwei große  

00:22:53: Sachen, die ich trainieren musste, aber das  war, wie gesagt, ein Zusammenspiel zwischen  

00:22:59: den richtigen Anpassungen und Übungstechniken.  Also, ich musste auch lernen, wie man richtig  

00:23:03: lernt und übt, weil das musste ich nie so richtig.  Also, ich musste irgendwie ganz von neu beginnen.  

00:23:14: Aber du hast den Weg zurück geschafft.  Du singst ja wieder. Alle sind froh,  

00:23:19: vor allem du wahrscheinlich, dass du wieder singen  kannst. Das ist aber schon ganz neu. Das jemand,  

00:23:24: der in der Musik so stark verankert ist wie du,  Cochlea-Implantate eingesetzt bekommt und quasi  

00:23:30: wieder bei Null beginnt und jetzt wieder ganz  normal singt. Und du schaffst diese Höhen und  

00:23:36: Tiefen? Was sagt der Mann? Ist er zufrieden mit  deinem Gesang? Ja, er ist schon zufrieden mit mir,  

00:23:41: aber es ist nicht ganz so wie früher.  Also, diese Sicherheit habe ich nicht  

00:23:47: mehr ganz und ich spiele auch Klavier und  ich muss mich schon mehr begleiten. Also,  

00:23:52: ich kann Töne ganz gut nachsingen und ich muss  dann schon ein bisschen mehr aufpassen und mich  

00:24:00: mehr konzentrieren als früher. Aber bei den  letzten Konzerten, die wir gespielt haben,  

00:24:06: habe ich mich fast wie früher gefühlt. Aber kommt  da nicht auch die Sicherheit wieder zurück? Ich  

00:24:11: hoffe. Wenn diese Bühnenauftritte sind, wenn man  weiß, man schafft diese Höhen und Tiefen. Kommt  

00:24:16: da nicht diese Sicherheit? Ich hoffe. Dieses  Selbstvertrauen wieder zurück? Ich hoffe,  

00:24:21: weil als ich dann im Krankenstand war und nicht  mehr gewusst habe, ob ich wirklich irgendwann  

00:24:26: wieder singen kann, habe ich kurz nicht gewusst,  wer ich bin. Also, ich habe meine Identität auch  

00:24:31: komplett verloren, weil seit ich 2 Jahre alt bin,  bin ich die Sängerin Laura oder die Laura, die gut  

00:24:37: singen kann. Und dann habe ich plötzlich nicht  gewusst, was bin ich dann, wenn ich nicht singen  

00:24:41: kann. Und diese Seite von mir bekomme ich jetzt  wieder zurück. Da fühle ich mich dann auch wieder  

00:24:47: sicherer und ich bin einfach so dankbar, wenn  ich wieder singen kann. Auch meine Band, also,  

00:24:51: wir alle haben uns umarmt und geweint, als wir zum  ersten Mal wieder gespielt haben. Wir haben das  

00:25:00: wirklich nicht gedacht, weil es so absurd war,  als Aron dann allen erzählt hat, es ist jetzt  

00:25:06: passiert, Laura kann wirklich nicht hören, wir  wissen nicht, was passiert. Das hat alles so lange  

00:25:11: gedauert, aber alle möchten immer noch mit uns  Musik machen. Im Sommer werden wir viele Konzerte  

00:25:17: haben und wir werden wieder ein Album aufnehmen.  Es ist ein Wunder. Also, ihr startet wieder  

00:25:23: voll neu durch. Ja, eigentlich schon, ja. Hast  du in diesen zwei Jahren, in denen du das Hören  

00:25:29: erlernen musstest, hast du da musikalisch auch  von den Hit-Paraden oder von den Charts irgendwas  

00:25:35: versäumt oder neu mitbekommen? Da gibt es ja auch  immer Entwicklungen. Musikalische Entwicklungen?  

00:25:43: Ja, schon, ein bisschen, aber nicht so viel wie  früher, weil ich nicht so viel unterrichtet habe,  

00:25:49: aber ja, habe ich schon ein bisschen. Muss man da  etwas nachholen? Ich muss ein bisschen nachholen,  

00:25:57: ja. Ich werde jetzt im September wieder Pop-  und Jazzgesang unterrichten. Jetzt unterrichte  

00:26:02: ich seit einem Jahr musikalische Früherziehung und  dann muss ich mehr schauen, wer jetzt in ist, weil  

00:26:08: ich bin ein bisschen Old School mit der Musik,  die ich mag. Ich mag so alte Jazzsängerinnen  

00:26:13: und Blues, Folk und Roots. Also ich bin da ein  bisschen Retro. Aber dieses Phänomen Ed Sheeran  

00:26:19: ist jetzt schon... Ja, ja. Ed Sheeran und Billie  Eilish kenne ich schon. Ok. So, also ihr seid  

00:26:26: heuer unterwegs, es gibt einige Termine, die  Karriere beginnt wieder. Bist du jetzt wieder  

00:26:32: in der Mitte? Geht es dir gut jetzt? Mir geht  es sehr gut, das kann ich wirklich sagen. Ich  

00:26:37: habe das Gefühl, dass ich mein Leben und  noch mehr zurückbekommen habe. Das heißt,  

00:26:45: Hören hat für dich, deshalb nochmals zum  Eingang unseres Gesprächs, Hören hat für  

00:26:49: dich eine ganz besondere Bedeutung. Schon,  ja. Ich bin einfach so dankbar. Wir sollten  

00:26:55: das auch nicht so selbstverständlich sehen, zu  hören, weil es nicht selbstverständlich ist. 

00:27:01: Das ist das Problem, das viele von uns haben.  Ja, ja, natürlich. Wir pflegen die Ohren auch gar  

00:27:07: nicht oder wenig. Das auch, ja. Was machst du für  deine Ohren jetzt? Ich schaue einfach, dass es mir  

00:27:15: grundsätzlich gut geht, weil wenn ich daran denke,  warum ich so viele Hörstürze in meinem Leben  

00:27:23: gehabt habe, muss ich schon denken, dass ich auch  Stress gehabt habe, deswegen schaue ich, dass es  

00:27:29: mir so ganzheitlich gut geht. Dann geht es meinen  Ohren auch gut. Dann ist das Ganze zusammen.  

00:27:36: Ihr habt heuer auch ein schönes Projekt mit MED-EL  gemeinsam in Kärnten. Erzähl mal ein bisschen  

00:27:41: etwas. Was werdet ihr da machen? Es gibt da dieses  Sommercamp. Genau, das Sommercamp. Ich freue mich  

00:27:47: sehr, wenn ich Kinder mit CIs treffe. Das ist  auch... Eine große Familie. Eine große Familie,  

00:27:54: genau. Da habt ihr einen eigenen Badestrand und  da kommen sämtliche CI-Träger und Trägerinnen  

00:27:59: zusammen. Genau. Ihr verbringt eine Woche  gemeinsam am Wörthersee. Genau. Unsere Kinder  

00:28:07: kommen auch mit und ich freue mich sehr, dass  ich diese Familien kennen lernen werde und wir  

00:28:12: werden dann auch etwas mit den Kindern machen,  etwas Musikalisches, etwas Kreatives. Also,  

00:28:18: dein Mann und du. Genau, genau. Musikalisch -  ihr werdet Musikerziehung oder die musikalische  

00:28:25: Leitung übernehmen? Genau. Was plant ihr da mit  den Kindern? Wahrscheinlich ein kleines Konzert  

00:28:30: und ich würde auch gerne etwas machen, was ich in  der Musikschule mit den Kindern mache. Ich finde,  

00:28:37: dass es für die Kinder dann auch interessant wäre,  wenn sie eine Lehrerin mit den Implantaten sehen  

00:28:42: würden. Das ist ganz wichtig auch als Vorbild.  Genau, genau. Dass ich trotz Implantaten singe und  

00:28:47: spiele. Ich hoffe, dass sie dann auch ein bisschen  Mut bekommen und dass sie dann auch ein bisschen  

00:28:52: Musik machen. Und am Ende wird es eine Vorführung  geben, nehme ich an, am Ende der Woche. Genau. Als  

00:28:57: Highlight, wie die Theateraufführung. Du hast  jetzt so einen langen Leidensweg hinter dir,  

00:29:05: du fühlst dich jetzt viel, viel besser als in den  letzten Jahren. Wie lange hat dieser Leidensweg  

00:29:10: gedauert in Summe? Wie viele Jahre waren das,  von denen du uns jetzt erzählt hast? Schon 2  

00:29:15: Jahre oder 3. Mit den ganzen Hörstürzen gemeinsam?  Naja, das ist schon noch länger. Waren das 8 oder  

00:29:26: 10 Jahre? 10 Jahre. Das ist schon eine lange Zeit.  Das heißt, es wird Zeit, dass jetzt Ruhe einkehrt  

00:29:30: und mit den CIs geht es dir gut. Ja. Du hast auch  wunderschöne Ohrringe aus Holz, Friedenstauben  

00:29:37: oder so ähnlich. Genau, genau. Da gibt es ja ganz  tolle Sachen aus deiner Heimat, aus Finnland.  

00:29:43: Genau. Was hast du mir da vorher erzählt? Ja,  genau, es gibt eine Schmuckkünstlerin, die Schmuck  

00:29:53: für Hörgeräte macht. Ich werde meine CIs auch ein  bisschen schmücken, wenn ich auf der Bühne bin.  

00:30:01: Das heißt, das beginnt dann  schon vorne beim Magnet,  

00:30:05: oder wie? Wie kann man sich das vorstellen?  Genau, oder eine Kette, die hier so hängt,  

00:30:08: zum Beispiel. Wenn ich singe, dann möchte  ich meine Implantate nicht verstecken...  

00:30:14: Warum auch? Warum sollte man das verstecken? Ja,  weil ich möchte die Implantate eigentlich ein  

00:30:22: bisschen mehr bekannt machen. Wie ist denn das  Feedback? Viele Menschen wissen noch gar nicht,  

00:30:28: was das ist. Wie ist denn das Feedback? Was sagen  denn die Leute, wenn sie dich sehen? Sprechen sie  

00:30:34: dich an oder tuscheln sie? Oder wie funktioniert  das? Sehr unterschiedlich. Die Kinder kommen zu  

00:30:38: mir und fragen, was ich da im Kopf habe. Aber  am Land reden die Leute. Am Land, wo wir wohnen,  

00:30:45: bin ich die einzige, die Implantate trägt. Niemand  ist eigentlich zu mir gekommen, aber viele wissen  

00:30:53: schon, wer ich bin und dass ich Musik mache. Aber  überraschend selten kommen die Menschen zu mir,  

00:31:01: ich würde mir das eigentlich mehr wünschen.  Hättest du das gerne, dass sie kommen und sagen,  

00:31:04: was ist das, erklär mir. Ja, das wäre  fein, ich würde das sehr gerne machen,  

00:31:09: also bitte. Das war jetzt die Aufforderung dazu.  Es gibt auch ein Workshop-Projekt "Anderes Hören,  

00:31:17: anderes Hören". Das macht ihr  gemeinsam? Genau, wir haben jetzt  

00:31:27: einen Verein gegründet. "Anderes Hören, anderes  Hören" stimmt das? Genau, "Anderes Hören, anderes  

00:31:30: Hören". Das heißt, du und dein Mann gemeinsam,  ihr macht dieses Projekt. Genau, genau. Also, wir  

00:31:37: haben einen Verein gegründet, er heißt TRA, wie  Art verkehrt, Kulturlogistik. Aha. Wir machen  

00:31:45: Workshops für verschiedene Gruppen von Menschen,  für Schulen. Also, wir haben jetzt am Montag in  

00:31:51: Martinsberg in einer Mittelschule und Volksschule  einen Workshop. Wir spielen immer ein Konzert und  

00:31:58: dann haben wir so eine Vorlesung und da erklären  wir ein bisschen wie unser Gehör so generell  

00:32:05: funktioniert und warum man nicht gut hört und  auch, was die CIs machen. Was ist der Unterschied  

00:32:10: zwischen Hörgerät und CI. Und ich erzähle auch  ein bisschen, wer ich bin und was mir passiert  

00:32:17: ist. Huste einmal schnell! Du hast einen Frosch im  Hals, oder? Genau. Die Zeit nehmen wir uns. Genau,  

00:32:25: genau. Wir werden Schulen besuchen und wir werden  auch mit einem Verein, der mit Kindern, die ein  

00:32:34: Down-Syndrom haben, Zusammenarbeit haben.  Also, das ist alles noch neu und wir hoffen,  

00:32:43: dass wir dann auch für Erwachsene, vielleicht  auch auf Englisch, also einfach ein bisschen  

00:32:49: Erklärungsarbeit machen und gleichzeitig auch  musizieren. Das heißt aber auch, dass sich durch  

00:32:56: deinen Leidensweg, durch deine Krankheit oder das,  was da passiert ist in den letzten 10 Jahren, auch  

00:33:02: beruflich etwas verändert hat. Ja. Das heißt, du  nutzt jetzt die Gunst der Stunde und erzählst auch  

00:33:08: über deinen Leidensweg, auch über deine Geschichte  mit den CIs. Genau. Ich habe das lange überlegt,  

00:33:13: ob ich das möchte. Ja. Und auch als Sängerin,  ob ich nur die taube Sängerin sein möchte.  

00:33:26: Ich glaube, du bist die einzige auf der Welt,  oder? Wahrscheinlich. Ich glaube schon. Oder  

00:33:32: ich bin vielleicht die einzige, die professionell  singt. Ich glaube auch, ja. Was ist das für ein  

00:33:39: Gefühl, den Weg als erste zu bestreiten? Ich  habe viel Verantwortung, aber schön. Ich freue  

00:33:47: mich. Ich hoffe, dass ich anderen Menschen Mut  geben kann. Das wäre wichtig. Wenn jetzt gerade  

00:33:53: Menschen zuschauen, die kurz vor der Entscheidung  stehen, ob sie Cochlea-Implantate nehmen oder  

00:33:57: nicht oder schon einen Operationstermin haben,  was würdest du jenen raten? Gut überlegen,  

00:34:06: sich informieren lassen und auch wissen, dass die  Zeit danach noch wichtiger ist eigentlich. Also,  

00:34:15: man braucht viel Geduld. Also, diese Veränderungen  und Verbesserungen passieren Schritt für Schritt,  

00:34:20: aber es wird besser, obwohl zuerst alles  ganz komisch klingt. Man braucht wirklich  

00:34:27: viel Geduld. Mut? Ja, nicht aufgeben. Hast  du jemals ans Aufgeben gedacht in diesen 2  

00:34:37: Jahren? Oh, schon mehrmals, oft. Es ist dann  auch manchmal mühsam, wenn man schlecht hört,  

00:34:46: in den sozialen Situationen zum Beispiel.  Bei mir kommt auch die Sprache noch dazu  

00:34:52: natürlich. Aber du sprichst toll Deutsch! Also,  ich möchte so Finnisch können. Danke! Und es ist  

00:34:59: auch anstrengend, besonders wenn man gerade  neue Anpassungen bekommen hat, da tun manche  

00:35:03: Geräusche fast weh. Die hohen Töne oder Geräusche  tun ein bisschen weh. Und wie lang braucht man,  

00:35:12: bis man sich daran gewöhnt? Dauert das  ein paar Tage, ein paar Wochen? Das ist  

00:35:15: sehr unterschiedlich, aber bei mir hat das  immer ein paar Wochen gedauert und dann ist  

00:35:20: alles wieder ein bisschen besser geworden,  milder geworden, wobei es gibt immer noch  

00:35:24: manche Geräusche, die ich nicht so gerne habe.  Was ist das zum Beispiel? Akkordeon. Ok. Also,  

00:35:30: manche Instrumente klingen schon fast wie  früher, aber nicht ganz. Also, Instrumente,  

00:35:35: die viele Höhen haben, manche Blasinstrumente.  Als ich in Helsinki war, zum ersten Mal mit den  

00:35:44: Implantaten, war ich am Strand und habe etwas  ganz Komisches gehört, ich habe nicht gewusst,  

00:35:49: was das ist. Das waren die Möwen und die haben  ganz komisch geklungen. Ich habe irgendwie gar  

00:35:56: nicht gewusst, was ich da höre. Aber jetzt,  dieses Jahr haben die Möwen auch ganz normal  

00:36:00: geklungen. Schon so wie früher? Schon, ja. Aus  deiner Erinnerung? Ja, ja. Und auch Insekten  

00:36:08: klingen für mich jetzt wieder so wie früher. Sind  die wieder so wie früher? Genau. Das ist schön,  

00:36:13: oder? Wenn man hinausgehen kann und man hört  das dann wieder so wie früher. Oh, ja, das ist  

00:36:16: schon schön, ja. Was war das erste Geräusch nach  der OP, wo du sagst, toll, dass ich das wieder  

00:36:22: hören kann? Es war Regen. Regen? Ja, schon, ja,  Regen irgendwie. Ich habe einmal ein Kind vom Bus  

00:36:30: geholt und ich war unter dem Schirm, dann habe  ich Regen gehört, die Regentropfen. Sie haben  

00:36:37: ein bisschen anders geklungen, aber trotzdem,  das war schön, das war schön für mich. Was  

00:36:40: sind deine Projekte für die nächste Zeit, die  nächsten Monate, die nächsten Jahre? Ich habe  

00:36:49: vieles vor. Gut, das gefällt mir. Das heißt, du  bist wieder zurück. Genau, genau. Lebensmutig,  

00:36:54: lebensfroh. Genau, ich möchte wieder neue Musik  schreiben. Also, wir haben schon vor, dass wir ein  

00:37:00: neues Album machen in den nächsten zwei Jahren  und natürlich meine Arbeit in der Musikschule,  

00:37:08: die Vorbereitungen. Die haben sich sicher sehr  gefreut, dass du wieder zurückgekommen bist,  

00:37:12: oder? Ja, schon, ja. Also, ich liebe diese  Arbeit. Es ist etwas ganz was anderes, als auf  

00:37:19: der Bühne zu stehen, mit den Kindern zu arbeiten,  das ist schon... da kann man auch so kreativ sein.  

00:37:24: Und dann unser Verein, die Workshops, die wir  machen und ich fühle mich grundsätzlich sehr  

00:37:31: kreativ im Moment. Ich schreibe und ich zeichne  ein bisschen und meine Kinder sind auch größer.  

00:37:36: Also, ich habe jetzt auch mehr Platz für mich und  das fühlt sich auch schön an. Ich habe das Gefühl,  

00:37:45: dass ich diese Trauerarbeit schon gemacht habe,  ich fühle mich nicht mehr traurig deswegen,  

00:37:52: was mir passiert ist. Ich habe irgendwie Frieden  damit. Das ist wichtig, glaube ich. Ja. Dass man  

00:37:57: mit sich im Reinen ist. Du hast einen schönen  Song in der Zeit geschrieben, hast du mir vorher  

00:38:03: erzählt, wo du nichts gehört hast. Wie heißt  der Song, "Silence"? Genau, das Lied heißt  

00:38:08: "Silence". Dieses Lied hat sehr viel Hoffnung,  es ist schon sehr traurig. Ich habe dieses Lied  

00:38:16: irgendwie gehört, obwohl ich nichts gehört habe,  aber trotzdem habe ich dieses Lied mit dem Handy  

00:38:21: aufgenommen und dann als ich die Implantate hatte,  habe ich das Lied erst aufgeschrieben und meinem  

00:38:27: Mann geschickt. Wir haben nun letztes Jahr  das Lied mit der Band arrangiert und eine Demo  

00:38:35: gemacht. Das ist schon ein wichtiges Lied für  mich. Ein wichtiger Schritt und man merkt schon,  

00:38:40: man wird schon ein bisschen emotional, wenn man  an diese Zeit zurückdenkt, oder? Ja, schon eher,  

00:38:45: deshalb schaue ich nicht mehr so oft zurück. Ich  weiß, aber jetzt haben wir zurückgeschaut und zwar  

00:38:49: sehr intensiv. Ja. Und da merkt man schon noch,  es ist schon noch... Ja, es ist schon eine Zeit,  

00:38:55: die ich nie vergessen werde, aber ich habe auch  vieles gelernt. Früher habe ich mir gedacht,  

00:39:05: was wäre das Schlimmste, was mir passieren  könnte. Das war schon vor sehr vielen Jahren.  

00:39:11: Wenn ich nicht mehr hören könnte, wäre das das  Schlimmste. Diese Gedanken waren schon so lange  

00:39:14: da und dann ist das Schlimmste für mich passiert,  aber dann, als ich nicht mehr hören konnte,  

00:39:18: habe ich trotzdem funktioniert. Also, das war  dann doch nicht das Schlimmste, was passieren  

00:39:22: konnte. Jetzt denke ich, das Schlimmste, was  mir passieren könnte, ist, dass meine Kinder  

00:39:26: krank werden oder dass ich oder mein Mann sehr  krank werden würden. Aber es gab ein Happy End in  

00:39:33: deinem Fall. Genau. Und von dem muss man erzählen  und auch andere daran teilhaben lassen. Genau.  

00:39:39: Danke für deine Geschichte. Alles Gute. Danke.  Sag noch bitte die Homepage von eurer Band. Genau:  

00:39:48: www.satuo.at - dort findet man die Konzerttermine.  Also demnächst wieder on tour. Genau. Die Termine  

00:39:55: sind auf eurer Homepage. Vielen Dank für das  Gespräch, danke für deine Geschichte! Danke,  

00:39:59: dass du uns teilhaben lässt und jenen viel  Mut gemacht hast, die vor so einer schwierigen  

00:40:04: Entscheidung stehen. Dankeschön. Ich freue mich.  Es wird alles gut. Danke Ihnen für Ihr Interesse,  

00:40:08: Laura Korhonen war heute bei uns zu Gast. Wir  freuen uns sehr, wenn Sie nächstes Mal wieder  

00:40:12: dabei sind, bei Hörgespräche - Sinnvolles  aus dem Leben. Wiederhören, Wiedersehen.

00:40:26: Wenn meine Kinder lachen.

00:40:33: Regen.

00:40:38: Man weiß es nie, was im Leben  passiert, aber man darf nie aufgeben.

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